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Kategorie: > Wissenschaft |
Wer kennt Statistiken zu Clostridium perfringens? | |
Hartmut Schmitt hartmutschmitthartmutschmitt.de (Mailadresse bestätigt) 24.02.2008 |
Hallo Forum, der natürliche Lebensraum von Clostridium perfringens ist der Darm von Mensch und Tier, der Erdboden, Staub und Wasser. Clostridium perfringens ist der wichtigste Erreger des Gasbrandes und ruft häufig unspezifische Infektionen hervor. Einige Stämme produzieren Enterotoxine und verursachen daher auch Lebensmittelvergiftungen. Damit kommt Clostridium perfringens eine große Bedeutung als Krankheitserreger zu. Clostridium perfringens ist aufgrund der Fähigkeit zur Endosporenbildung in der Trinkwasserverordnung von 2001 als Indikatorparameter enthalten. Die Sporen können länger überleben als E.coli oder Enterokokken. Sie können daher auf eine länger zurückliegende oder periodisch auftretende Verunreinigung hindeuten. Durch die Endosporen sind sie widerstandsfähiger gegen Desinfektionen und ein Hinweis für die Wirksamkeit der Wasseraufbereitung. Clostridium perfringens-Sporen können ein Indikator für die Anwesenheit von Protozoencysten bzw. Parasitendauerformen sein. Deshalb ist Clostridium perfringens in der routinemäßigen Untersuchung nach der Trinkwasserverordnung enthalten, wenn das Wasser aus Oberflächenwasser stammt oder von Oberflächenwasser beeinflusst wird. Das Temperaturoptimum von Clostridium perfringens liegt mit 43 bis 47 °C in einer ähnlichen Größenordnung wie das der Legionellen. Allerdings reichen die thermischen Desinfektionsverfahren, die die Legionellen abtöten, wegen der hitzeresistenten Endosporen nicht aus, um auch das Vorkommen von Clostridium perfringens zu unterbinden. Sollten in einem Wasserversorgungssystem, egal aus welcher Quelle, Clostridium perfringens vorkommen, wären daher besondere Maßnahmen (z.B. Ultrafiltration) erforderlich, wenn man nicht auf ein anderes Wasser zurückgreifen kann. Es wird zwar immer wieder auf die große Bedeutung von Clostridium perfringens als Krankheitserreger bei Mensch und Tier hingewiesen, aussagekräftige Statistiken über ihr Vorkommen habe ich aber noch nicht gesehen. Dies liegt vielleicht auch daran, dass auf diese Mikroorganismen nicht so häufig wie auf E. coli, coliforme Keime usw. untersucht wird. Kennt jemand im Forum evtl. eine solche Quelle, die man ggf. auch zitieren könnte? Vielen Dank Hartmut Schmitt |
Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 10 |
Gast (hmnaja) (Gast - Daten unbestätigt) 25.02.2008 |
Hallo Herr Schmitt, die Untersuchung von clostridium perfringens wurde tatsächlich mit der Begründung eingeführt, dass dieser Organismus ein Indikator für die genannten Parasiten Crypotsporidium parvum und Giardia lamblia sei. Die direkte Korrelation zwischen Vorhandensein von Costridien und den Parasiten ist aber eher als heikel anzusehen. Clostridien sind aber wesentlich leichter im Wasser nachzuweisen als Parasiten und hauptsächlich aus diesem praktischen Grund wurden die Clostridien in die TVO aufgenommen, nicht weil sie ein gefährlicher Krankheitserreger im Trinkwasser darstellen. Darüber hinaus ist Clostridium eher ein Indikator für die Aufbereitungs- und Desinfektionswirksamkeit hinsichtlich der Parasiten, da die Sporen ähnlich resistent sind gegen chemische Desinfektionsmittel wie die genannten Parasiten. Mit UV-Desinfektion bekommt man aber immerhin mehr als zwei log Stufen Verminderung hin. Dies bedeutet, dass davon ausgegangen wird, dass wenn Clostridien mittels Aufbereitung aus dem Wasser entfernt werden auch die Parasiten ausreichend entfernt werden. In gut geschützten Grundwässern kommen clostridien nicht vor, werden daher in Grundwässern auch nicht untersucht. In oberflächenwasserbeeinflußten Trinkwässern werden sie dagegen regelmäßig untersucht. Diese Ergebnisse werden von den meisten Wasserversorgern veröffentlicht, meist sogar im Internet. Obs es eine Studie oder Statistiken über das Vorkommen von Clostridien in Rohwässern und oder Trinkwässer gibt, weiß ich nicht. Müßte mann mal in den den einzelnen Güteberichten für die Flüsse, bspw. Ruhrwassergütebericht etc. oder beim DVGW nachschauen. Gruß hmnaja |
Hartmut Schmitt hartmutschmitthartmutschmitt.de (Mailadresse bestätigt) 25.02.2008 |
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Aquarius vom 25.02.2008! Hallo Aquarius, was die Gesamtbeurteilung von Clostridium perfringens nicht leicht macht, dürfte die Tatsache sein, dass offenbar nicht alle Stämme die schon angesprochenen Krankheiten oder Lebensmittelvergiftungen hervorrufen. Auch bei den genannten E. coli ging man bis vor wenigen Jahren davon aus, dass sie harmlose Darmbewohner von Mensch und Tier seien. Bis man auf den gefährlicheren Stamm der enterohämorrhagischen E. coli (EHEC) stieß. Diese verursachten im Jahr 2000 in der kanadischen Stadt Walkerton über das Trinkwasser eine Epidemie, bei der von rund 6000 versorgten Personen etwa 2300 an schweren Durchfällen erkrankten und 18 daran verstarben. Dieser Vorfall zeigt, dass man auch im Trinkwasserbereich wachsam sein sollte. Könnten Sie mir bitte die Internetadresse nennen, bei der Sie die Infektionsdosen für Clostridium perfringens gefunden haben. Vielen Dank Hartmut Schmitt |
Gast (Aquarius) (Gast - Daten unbestätigt) 25.02.2008 |
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Hartmut Schmitt vom 25.02.2008! Sehr geehrter Herr Schmidt, der Ausspruch von Paracelsus "Die Dosis macht das Gift" gilt auch bei vielen Krankheitserregern. Die geringste Infektionsdosis für C. Perfringens, die ich im Internet fand, betrug immerhin noch 10.000 K/g. Dabei ist C.Perfringens ein „normaler Darmbewohner" (ca. 1000-10 000 K/g Faeces). Das Vorkommen in der Natur (Boden/Wasser)sehe ich in Zusammenhang mit Fäkalverunreinigungen. Ich gehe davon aus, dass ähnlich wie bei E.Coli eine Vermehrung im Wasser kaum stattfindet, da Wasser nicht das Millieu für ein Darmbakterium darstellt. In Verbindung mit der erforderlichen Infektionsdosis gehe ich davon aus, dass einzelne Keime im Trinkwasser kein Problem darstellen. Ich wurde mal bei einer fäkalen Trinkwasserverunreinigung hinzugezogen, da wurden dann auch C. Perfringens bestimmt, die Werte lagen bei 10-20 K/100ml. Im Übrigen wird C.Perfringens in der TrinkwV bestimmt, um auf das Vorhandensein anderer chlorresistenter Erreger schließen zu können, insbesondere Cryptosporidien und Giardien. Abschließend noch eine Äußerung vom Umweltbundesamt zur Untersuchung von TW aus Grundwasser: http://www.umweltdaten.de/wasser/themen/trinkwasserkommission/45_s_1015_mitt__clostridium.pdf "Aus fachlicher Sicht und in Übereinstimmung mit der Trinkwasserkommission beim Umweltbundesamt ist dies jedoch im Allgemeinen entbehrlich, da in geschützten Grundwässern nicht mit Kontaminationen durch Mikroorganismen fäkalen Ursprungs (hier insbesondere Clostridium perfringens, Parasitendauerformen) zu rechnen ist." Gruß Aquarius |
Hartmut Schmitt hartmutschmitthartmutschmitt.de (Mailadresse bestätigt) 25.02.2008 |
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Wilfried vom 24.02.2008! Sehr geehrter Herr Rosendahl, vielen Dank für Ihren Link. Diese Version der "Medizinischen Mikrobiologie" ist sogar noch etwas ausführlicher als die Version, die ich schon habe. Meine Frage in diesem Thema beantwortet sie leider aber auch nicht. Viele Grüße Hartmut Schmitt |
Wilfried wilfried.rosendahlrsdsolar.de (gute Seele des Forums) 24.02.2008 |
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Hartmut Schmitt vom 24.02.2008! Hallo Herr Schmitt, Sie haben Recht, ich verwechselte da einen Link. Hier nun zur Meldepflicht auf Seite 404: http://books.google.com/books?id=5qb7u1ZBOKsC&pg=PA405&lpg=PA405&dq=perfringens+Trinkwasser+Meldepflicht&source=web&ots=ZvKicSp8Ra&sig=bsOnEnlV7wV8AIkZMQqZ7Sej_1Y#PPA405,M1 Beste Grüße Wilfried Rosendahl |
Hartmut Schmitt hartmutschmitthartmutschmitt.de (Mailadresse bestätigt) 24.02.2008 |
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Lothar Gutjahr vom 24.02.2008! Hallo Lothar, inwieweit Du hier Recht hast, kann ich nicht beurteilen. Ich wäre schon froh, wenn ich überhaupt einmal Statistiken sehen würde, auch wenn diese mit gewissen Fehlern behaftet sein sollten. Ich würde gern einmal von der Größenordnung der Clostridium perfringens-Problematik einen Eindruck bekommen. In der Landwirtschaft scheinen junge Ferkel besonders durch Clostridium perfringens gefährdet zu sein. Inwieweit da belastetes Tränkewasser eine Rolle spielt, kann ich leider auch noch nicht abschätzen. Für das Tränkewasser in der Tierhaltung gibt es keinen Orientierungswert, während in der Trinkwasserverordnung ein Grenzwert von 0/100 ml gilt. Aufgrund der entsprechenden Veröffentlichungen und der Handhabung in der Trinkwasserverordnung nehme ich Clostridium perfringens ernst. Ich würde das aber auch ganz gerne quantifizieren. Und da hoffe ich, dass eine Leserin oder ein Leser des Forums etwas weiß und mir hier weiterhelfen kann. Viele Grüße Hartmut Schmitt |
Lothar Gutjahr erfinderleint-online.de (gute Seele des Forums) 24.02.2008 |
Hallo Hartmut, du schreibst: " Dies liegt vielleicht auch daran, dass auf diese Mikroorganismen nicht so häufig wie auf E. coli, coliforme Keime usw. untersucht wird." Hier würde ich eher sagen, dass die meisten Untersuchungen mangelhaft sind und dass nur wenige Labors dazu über eine Teilnahmebescheinigung an den zur Zertifizierung notwendigen Ringversuchen hinaus gekommen sind. Im Klartext: die den Labors zur Verfügung gestellten Einwaagen an Clostridium perfringens wurden nicht oder nicht in der richtigen Menge erkannt. Inzwischen weiss man etwas mehr, die Proben müssen ordentlich geschüttelt werden, weil die Kolonien an der Behälterwand anhaften.Auch die Wahl der Nährböden hat sich verändert. Scheint nicht ganz banal zu sein. LG aus GR Lothar |
Hartmut Schmitt hartmutschmitthartmutschmitt.de (Mailadresse bestätigt) 24.02.2008 |
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Wilfried vom 24.02.2008! Sehr geehrter Herr Rosendahl, Ihr Link betrifft Clostridium difficile. Meine Frage betraf aber Clostridium perfringens. Biologisch und klinisch-epedemiologisch sind das zwei verschiedene Organismen. Viele Grüße Hartmut Schmitt |
Gast (KIM ALEXANDER) (Gast - Daten unbestätigt) 24.02.2008 |
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Wilfried vom 24.02.2008! Hallo Wilfried, glaubst Du, der Otto Normalverbraucher bekommt Daten von den Gesundheitsämtern? Das halte ich für sehr unwahrscheinlich! Die Gesundheitsämter geben meistens keine Auskünfte, sie verweisen gerne auf die Betreiber der Wasserversorgungsanlagen, die ja auch die Wasseruntersuchungen bei den Untersuchungsstellen durchführen lassen und natürlich auch bezahlen. Von den Gesundheitsämtern kannst Du m. E. nicht viel erwarten! |
Wilfried wilfried.rosendahlrsdsolar.de (gute Seele des Forums) 24.02.2008 |
Hallo Herr Schmitt, sollte es solche Statistiken geben, dann würden sie u.a. von den Gesundheitsämtern "gefüttert". Da Sie angeblich selbst schon einen Fall von Clostridium perfringens bearbeiteten, war meine nahe liegende Frage nach dem zuständigem Gesundheitsamt. Diese möchte ich an dieser Stelle wiederholen. Das kann doch nicht geheim sein. Zur Meldepflicht hier eine Quelle: http://www.aerztekammer-berlin.de/10_Aktuelles/15_meldungen/0177_Meldepflicht_Clostri_diffi.htm Und es mag ja sein, dass sich diese Clostridien in warmen Wasser wohler fühlen - wie wohl die meisten Keime - doch wenn sie im Rohwasser vorhanden sind, dann auch immer im Kaltwasser. Beste Grüße Wilfried Rosendahl |
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