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Kategorie: > Technik > Haus- Wasserversorgung
Rost ohne Kalk
Ulrich Schäfer
schaefer-rheinbachweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  23.08.2005

Sehr geehrte Leser/innen,

zu Rostwasser gab es ja schon viele Fragen und Antworten. Hier eine etwas konkretere Anfrage.

Wir haben starke Probleme mit Rost in unseren Wasserleitungen und somit im Wasser.
Es handelt sich um verzinkte Wasserleitungen aus dem Jahr 1970

Das Wasser vom Wasserhahn wurde untersucht. Giftige Rückstände wurden nicht gefunden.

Ich denke, dass hier nicht der Kalkgehalt, sondern andere Faktoren ausschlaggebend sind.

Auf der Analyse der Stadtwerke sind unter anderem folgende Werte angegeben.

Silikat gelöst mg/l 2,4 max. 3,6
Säurekapazität mmol/l 0,82 max. 1,32
Natrium mg/l 10,3 max.12,8
Kalium t mg/l 2,6 max. 2,9
Calcium t mg/l 24,5 max. 34,7
Magnesium mg/l 4,6 max.7,1
Gesamthärte d/l 0,8 max. 1,2
Mangan gesamt mg/l 0,01 max.
Eisen gesamt mg/l 0,02
Aluminium mg/l 0,01
Chlorit mg/l 0,10 max.0,15
Sauerstoff mg/l 12,5
Sauerstoff Sättig. % 102
Calcit Lösekap. mg/l 1,1
Leitfähigkeit mS/m 23,8


Nun meine Fragen:

1. Welche Maßnahmen sind hier sinnvoll?
       
2. Es werden physikalische Geräte angeboten, die wohl eine Schutzschicht mit Kalk aufbauen sollen?
Oder nur Chemie? Ihr Rat!

3. Hat Jemand Erfahrungen mit ähnlichen Wasserwerten und gleichzeitig rostigen, verzinkten Rohren?

Vielen Dank für die Mühen.



Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 8
Bernhard Schmitt
berndschmitt1aol.com
(Mailadresse bestätigt)

  23.08.2005
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Rainer Kluth vom 23.08.2005!  Zum Bezugstext

Hallo Herr Kluthe,

im wesentlichen kann ich Ihren Auswirkungen folgen, wobeio ich anmerken möchte, dass in der Analyse das Calcitlösevermögen mit 1,1 mg/l angegeben ist und die Gesamthärte nicht 0,8 – 1,2 °d sein kann. Richtig wäre SE 0,8 – 1,2 mmol/l oder 4,5 – 6,75 ° dH. Es stellt sich die Frage, wie Sie die Aufhärtung bewerkstelligen wollen, Ein Aufhärtungsfilter mit Hydrocalcit geht nicht, dafür reicht die Kohlensäure nicht aus (PH Wert 8,3!). Die Möglichkeit, Kohlensäure zu dosieren und dann über ein Aufhärtungsfilter zu fahren, halte ich eher für nicht wirtschaftlich vertretbar. Denkbar wäre auch die Dosierung von Calciumchlorid und Natriumhydrogencarbonat, allerdings mit 2 getrennten Anlagen, wirtschaftlich vertretbar? Auch hier eher nicht.  
Der Biofilm und die unterschiedlichen Materialien führen nach meiner Kenntnis nicht zu den erwähnten Rostlauf, es ist aufgrund der Entnahmegewohnheiten eher auf die  Stagnationsphasen bei schlecht ausgebildeten Deckschichten zurückzuführen. Deshalb würde ich bei meiner ersten Einschätzung bleiben, wobei ich vergessen habe, dass vor der Sanierungsmaßnahme eine Rohrspülung nach DIN 1988
( Wasser-Wasser/Luft alternierend ) empfehlenswert wäre.

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Schmitt
Rainer Kluth
rainer.kluthgmx.net
(gute Seele des Forums)

  23.08.2005
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Ulrich Schäfer vom 23.08.2005!  Zum Bezugstext

Hallo Herr Schäfer,

vielen Dank für die ergänzenden Angaben.

Es ergibt sich jetzt ein recht klares Bild.

Ich sehe aufgrund ihrer Werte das Ihr Wasser korrosiv ist. Die ausschlaggebenden Parameter sind hierbei die niedrige Härte sowie die Säurekapazität

Erläuterungen dazu:

Die Härte (°dH) des Wassers beschreibt die Konzentration der im Wasser gelösten Erdalkaliionen (Ca, Mg).Man unterscheidet zwischen Carbonathärte (Hydrogencarbonate der Erdalkaliionen) und Nicht-Carbonathärte (Chloride, Sulfate, Nitrate u.a.). Wasser mit niedrigen Härtegraden ist häufig aggressiv, da es keine ausreichende Pufferwirkung besitzt

Kohlensäure
Dieser Parameter wird in den Anlagen der TrinkwV nicht berücksichtigt. Die Kohlensäure hat aber aus geschmacklichen und vor allem technischen Gründen eine große Bedeutung (Korrosion, Kalklösung, Kesselsteinbildung) für die Qualität des Trinkwassers.

Ist mehr CO2 im Wasser vorhanden, als für das Aufrechterhalten des Kalk- Kohlensäure-Gleichgewichts notwendig ist, wird das Wasser aggressiv, d.h. es löst Metalle, Kalk und Beton, besonders wenn es weich und deswegen wenig gepuffert ist. Außerdem kann auch eine Freisetzung gesundheitschädlicher Substanzen wie Blei, Kupfer, Zink oder Asbest (aus Faserzementrohren) erfolgen.
Bestimmt wird die aggressive Kohlensäure über das Calcitlösevermögen (Marmorlöseversuch). Sie wird berechnet über Differenz zwischen den Werten der Säurekapazität (Alkalinität; KS 4,3) vor und nach Zugabe von Marmorpulver (delta pH).

Mein Rat lautet:
Bestimmung des Cacitlösevermögens
Dann Aufhärtung des Wasserw auf ca 8 Grad dH.
Dann sollten Sie auch keine Probleme mehr mit Korrosion haben.

Gruß aus Bonn

Rainer Kluth

Ulrich Schäfer
schaefer-rheinbachweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  23.08.2005

Sehr geehrte Herren,
vielen Dank für Ihre schnellen Antworten.

Hier die ergänzenden Angaben

Chlorid mg/l 20, max, 24
pH Wert 8,3 Meßtemperatur 20,2 C


Betroffen sind Warm und Kaltwasser Zapfstellen.
Allerdings vor allem nicht oft benutzte, aber auch bei allen Anderen, wenn die Standzeit 2 oder mehr Tage beträgt.

Warmwasser wird mit Durchlauferhitzer erzeugt. Die Wege sind relativ kurz.

Die aufgeführten Messwerte stammen von dem zuständigen Wasserwerk.

Das Wasser aus der Zapfstelle wurde lediglich auf Schad- und Giftstoffe untersucht. Es wurden keine solche Stoffe gefunden, bzw. es wurden keine Grenzwerte überschritten.
Eine Analyse aller Inhaltstoffe liegt nicht vor.

Ulrich Schäfer
Rainer Kluth
rainer.kluthgmx.net
(gute Seele des Forums)

  23.08.2005
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Bernhard Schmitt vom 23.08.2005!  Zum Bezugstext

Hallo Herr Schmitt,

danke für die zusätzlichen Infos. Bevor man aber mit einer Dosierung beginnt sollte man möglichst die Ursache für die Korrosion kennen und wenn möglich beseitigen. Ist eine Beseitigung nicht möglich, ist der von Ihnen vorgeschlagene Weg sicherlich der richtige.

Wodurch kann Korrosion in einem Leitungssystem entstehen?
- Falsche Materialkombinationen
- korrosives Wasser
- Mikrobiologie

Diese drei punkte sollten daher zuerst abgeklärt werden. Di Materialkombination der verwendeten Installation muß in Ihrer genauen Reihenfolge erfasst werden. Die korrosive Eigenschaft des Wassers kann durch eine Anlyse und dereen Beurteilung erfasst werden. Die Mikrobiologie kann per DIP-Slide überprüft werden und optisch ob Biofilm in den Leitungen ist.

Wenn diese Daten da sind kann man über Maßnahmen nachdenken.

Gruß aus Telekom- und Post-City

R. Kluth
Bernhard Schmitt
berndschmitt1aol.com
(Mailadresse bestätigt)

  23.08.2005

Hallo Herr Schäfer,

neben den bereits nachgefragten pH-Wert und Chlorid wäre es noch wichtig zu wissen:
Welche Zapfstellen sind betroffen: häufig oder weniger häufig genutzte, Warmwasser, Kaltwasser. Wie hoch ist die Warmwassertemperatur und gibt es eine Zirkulationsleitung, wenn ja, wird die Pumpe über Nacht ausgeschaltet. Ist das mit dem Rostlauf ein sehr kurzer Moment oder dauert es länger, bis das Wasser wieder klar läuft.
Grundsätzlich ist es so, dass Korrosionsvorgänge sehr komplex sind und nicht allein an der Wasserqualität festgemacht werden können.
Gefühlsmäßig würde ich sagen, hier hilft wahrscheinlich die Dosierung eines ortho-Phosphat haltigen Mittels, das aber ca. 3 Monate höher dosiert werden müßte, als es nach der TrinkWVO zulässig ist. Ferner müssen alle betroffenen Zapfstellen mehrmals täglich geöffnet werden, sodaß regelmäßig ausreichend Wirkstoff an den Rohrwandungen anliegt. Einen Verfahrenserfolg kann ihnen niemand garantieren, aber aus Erfahrung weiß ich, daß die Situation deutlich besser wird.

Eventuell in Frage kommende Lieferanten nenne ich Ihnen gerne per e-mail.

Gruß
Bernhard Schmitt
Gast (Josef Egger)
(Gast - Daten unbestätigt)

  23.08.2005
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Rainer Kluth vom 23.08.2005!  Zum Bezugstext

Hallo Herr Kluth,
nach langer Zeit habe ich das Forum mal wieder durchforstet, und mit Begeisterung festgestellt, dass Sie sich immer noch um alle sorgen!
Hut ab!!!
Ich bin zur Zeit an einem Trinkwasseraufbereitungsprojekt in Ghana tätig, würde mich sehr freuen wieder mit Ihnen in Kontakt zu treten. Ab 15 september bin ich wieder in Deutschland.
PS: Wir haben den Strukturvertrieb eingestellt, da Unwissende kein Wissen verkaufen können.
Diesen Satz sollten sich die UO Händler zweimal durchlesen!!!!
Rainer Kluth
rainer.kluthgmx.net
(gute Seele des Forums)

  23.08.2005

Hallo Herr Schäfer,

um zu beurteilen ob das Wasser korrosiv ist, bitten noch den pH-Wert, und vor allem den Chlorid (mit d am Ende) angeben.
Die anderen Werte, insbesondere der Eisengehalt weisen nicht auf ein korosives Wasser hin.
Gibts auch eine Analyse des Stadtwassers? Zeigen sich Unterschiede zu der von Ihnen beauftragten Analyse aus dem Wasserhahn?

Gruß aus Bonn

Rainer Kluth
Wilfried
wilfried.rosendahlrsdsolar.de
(gute Seele des Forums)

  23.08.2005

Hallo Herr Schäfer,

der pH-Wert wäre noch wichtig.

Gruß
Wilfried



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