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Kategorie: > Wissenschaft > Physik / Chemie
Phosphat oder ortho-Phospat?
Sarah Willken
s.wilkenhm-ph.com
(Mailadresse bestätigt)

  09.09.2005

Ich untersuche gerade den Phosphatgehalt des Trinkwassers und habe da ein kleines Problem:
Die Bestimmung bezieht sich auf ortho-Phosphat. Ich wollte etwas nachforschen, was genau den ortho-Phospat ist. Die ortho-Phosphorsäure ist H3PO4, demnach müßte doch ortho-Phosphat dem "normalen" Phosphat, also PO43-entsprechen. Warum werden die Angaben jedoch auch reines P (also Phosphor) heruntergerechnet? Ist ortho-Phosphat = P (Phosphor) ?? Ich habe nämlich bei mehreren Internetsuchen folgende Angabe gefunden: 1 mg PO43- entsprich 0,33 mg ortho-Phosphat (P).
Die Bezeichnung ortho-Phosphat ist dann aber doch nicht korrekt, oder? Müßte doch ortho-Phosphor o.ä. heißen, oder?
Die Angabe, dass im Trinkwasser maximal 6,7 mg Phosphat/l enthalten sein dürfen, bezieht sich auf PO43- oder ortho-Phosphat (P)??? Dürfen also maximal 6,7*0,33 = 2,211 mg/l ortho-Phosphat im Trinkwasser sein?
Ich hoffe, dass mir da jemand weiterhelfen kann.
vlg



Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 5
okidoki
(Mailadresse bestätigt)

  28.11.2012
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von harrykoi vom 27.11.2012!  Zum Bezugstext

Hallo,

die Liste der zugelassenen Aufbereitungsstoffe sowie deren Höchstmengen und der Untersuchungsumfang ist in der §11 Liste der Trinkwasserverordnung festgelegt:

http://www.umweltbundesamt.de/wasser/themen/downloads/trinkwasser/trink11.pdf

Viele Grüße
harrykoi
(Mailadresse bestätigt)

  27.11.2012
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Michael Schmidt vom 09.09.2005!  Zum Bezugstext

ich lese hier, dass Phosphate/Polyphosphate nicht mehr laut Trinkwasserverordnung berücksichtigt werden. Bedeutet dies, dass Wasserwerke diese Stoffe "unbemerkt" ins Trinkwasser zugeben dürfen?
Ich bin Aquarianer und Zierfischzüchter. In diesem Zusammenhang häufen sich bei mir Meldungen, wonach in bestimmten Regionen vermehrt Phosphate/Polyphosphate im Trinkwasser festgestellt werden, nachdem viele Aquarianer übermäßiges Algenwachstum und zunächst unerklärliche verminderte Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit von Zierfischen feststellen mussten.
Hier z.B. ein Bericht: http://www.amazonas-alfeld.de/index_htm_files/Trinkwasser ist kein Aquariumwasser.PDF
Wenn seitens der Trinkwasserversorger keine Offenbarungspflicht zu einer möglichen Phosphatierung oder einem natürlichen Phosphatgehalt beim Trinkwasser besteht, wie kann der interessierte Bürger trotzdem an diese wichtige Information gelangen?
H2O
(gute Seele des Forums)

  14.09.2005
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Sarah Willken vom 13.09.2005!  Zum Bezugstext

Hallo Sarah,

die Angabe ist wohl falsch und müsste lauten die Eichlösung enthält 50 mg/l Phosphor dann stimmts wieder.

Gruß
H2O
Sarah Willken
s.wilkenhm-ph.com
(Mailadresse bestätigt)

  13.09.2005
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Michael Schmidt vom 09.09.2005!  Zum Bezugstext

Hallo Michael!

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Ich schreibe eine Diplomarbeit zum Thema "Härtestabilisator und Membranentgasung - Eine sinnvolle Alternative zu Enthärtung und Natronlauge-Zudosierung in der Pharmawasseraufbereitung?"
Ich habe dazu eine Testanlage zur Verfügung gestellt bekommen.
Den Härtestabilisator (eine Polyphosphonsäure) habe ich mit Schwefelsäure/Salpetersäure aufgeschlossen und anschließend als Molybdänblau nachgewiesen. In der Vorschrift wird zur Erstellung der Eichgerade eine  KH2PO4-Lösung verwendet, laut Angabe enthält die Stammlösung 50 mg ortho-Phosphat/l. Bei einer Einwage von 0,2179 g KH2PO4/l bin ich beim Nachrechnen jedoch auf ~153 mg PO4/l gekommen. Das  hat mich doch etwas stutzig gemacht und so habe ich mich auf die Suche nach Erklärungen zum ortho-Phosphat gemacht.
So bin ich also hier im Forum gelandet.
vlg,
Sarah
Michael Schmidt
(Mailadresse bestätigt)

  09.09.2005

Hallo Sarah,

Ortho-Phosphate sind, wie Du schon richtig bemerkt hast, anorganische Verbindungen der (ortho-)Phosphorsäure. In der Wasseraufbereitung bzw. -behandlung werden zur Inhibierung beispielsweise bei Rostwasserproblemen Natrium-, Kalium- oder Calciumphosphate wie Natriumdihydrogenphosphat (Na2HPO4), Di-Natriumhydrogenphosphat (NaH2PO4) oder Trinatriumhydrogenphosphat (Na3PO4) eingesetzt. Das sind typische ortho-Phosphate.

Polyphosphate sind langkettige Phosphatverbindungen, die unter bestimmten Bedingungen unter Wasserabspaltung entstehen. Ich will darauf nicht näher eingehen. Polyphosphate werden in der Trinkwasserbehandlung zur Stabilisierung des Kalkausfalls beim Erwärmen von Trinkwasser eingesetzt. Sie sind nicht stabil und zerfallen dann zu ortho-Phosphat.

Es ist im Prinzip erst mal egal, ob im Wasser ortho- oder poly-Phosphat ist. Gemessen wird in der Regel der Phosphatgehalt als PO43-. Dabei wird aber nur das ortho-Phosphat erfasst. Um auch den poly-Phosphatanteil zu erfassen, muss man einen Aufschluss machen, dabei wird das poly-Phosphat in ortho-Phosphat umgewandelt und in einer zweiten Messung bestimmt man das Gesamtphosphat (analytisch wieder als ortho-Phosphat). Durch Differenzbildung zwischen Gesamt- und ortho-Phosphat erhält man dann den Anteil an poly-Phosphat (zumindest war das mal so zu meiner Zeit als ich noch die Labore unsicher gemacht habe/Vanadiummolybdat und Blaufärbung ist mir noch irgendwo im Hinterkopf).

Die gefundenen Werte lassen sich dann in alles mögliche umrechnen. Üblich ist die Angabe in mg PO43-/L, aber eben auch als mg P/L oder mg P2O5/L. Theoretisch könnte man auch die Angabe für Phosphat in CaO oder MgCO3 umrechnen.

Zur Umrechnung:
1 mg P = 3,0662 mg PO43-
1 mg P = 2,2915 mg P2O5
1 mg P2O5 = 1,3381 mg PO43-

Damit hast Du mit Deiner Anmerkung:

... Ich habe nämlich bei mehreren Internetsuchen folgende Angabe gefunden: 1 mg PO43- entspricht 0,33 mg ortho-Phosphat (P).
Die Bezeichnung ortho-Phosphat ist dann aber doch nicht korrekt, oder? Müßte doch ortho-Phosphor o.ä. heißen, oder? ...

ebenfalls schon richtig bemerkt, dass die Angabe nicht korrekt ist, es muss tatsächlich 1 mg PO43- entspricht 0,33 (genau 0,3261...) mg P (berechnet als Phosphor! Ob als ortho oder poly ist für die Angabe uninteressant).

Zur Deiner Frage:

... Die Angabe, dass im Trinkwasser maximal 6,7 mg Phosphat/l enthalten sein dürfen, bezieht sich auf PO43- oder ortho-Phosphat (P)??? Dürfen also maximal 6,7*0,33 = 2,211 mg/l ortho-Phosphat im Trinkwasser sein? ...

NEIN!!!
Erstens stammt die Zahl 6,7 mg/L aus der “alten” Trinkwasserverordnung. Dort waren als maximal erlaubte Zusatzmenge 6,7 mg PO43- (also Phosphat) im Liter zugelassen, das entspricht 5 mg P2O5 im Liter oder 2,182 mg P (rund 2,2, mg als PHOSPHOR berechnet). Dein Zahlenwert an sich stimmt also in etwa, aber der Bezug nicht.

Zweitens wird in der neuen Trinkwasserverordnung das Phosphat nicht mehr berücksichtigt. Phosphat kommt natürlicherweise ohnenhin nur in sehr geringen Konzentrationen in unseren Trinkwässern vor. Insbesondere Grundwässer weisen sehr geringe Mengen auf. Talsperren oder Seen können schon mal etwas mehr haben, aber die mir bekannten Werte liegen meist deutlich unter 1 mg PO43-/L. Nennenswerte Mengen an Phosphat/Phosphor werden also dem Wasser beispielsweise nur zugesetzt, wenn konkrete Probleme in der Trinkwasserversorgung oder der Hausinstallation (z.B. Rostwasser) bestehen. Wobei natürlich nicht PHOSPHOR als Element zugesetzt wird! Und dann sollte die Menge aus heutiger Sicht deutlich unter dem früheren Grenzwert von 6,7 mg PO43-/L liegen (vielleicht 1 -2 mg PO43-/L) um die Eutrophierung der Gewässer gering zu halten.  Denn es macht wenig Sinn, z.B. zuerst phosphatfreie Waschmittel zu entwickeln, um dann über die Dosierung wieder Phosphate in größerem Umfang ins Wasser einzubringen. Die Dosierung selbst sollte also auf das notwendige Maß beschränkt werden und mittelfristig eher eine Erneuerung einer problembehafteten Installation angestrebt werden.

Abschließend würde mich und vielleicht den ein oder anderen hier im Forum interessieren, weshalb Dich die Phosphatkonzentration interessiert und was Du genau gemessen hast und ob Du ein Problem hast. Du weißt doch, dass die "Spezies" hier im Forum ganz heiß sind, sich zu äußern. (s. meinen eigen Beitrag  :-) )

Leider ist meine Antwort mal wieder sehr umfangreich geworden, aber ich hoffe, dass sie Dir wenigsten weiterhilft.

Gruß
Michael



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