Startseite
Telefonbörse
Telefondatenbank (Betatest)
Telefon Forum
   mehr als 8900 Themen und 56200 Antworten
Zurück zur Übersicht!
Kategorie verlassen!
  Datenschutz FAQ Hilfe Impressum  



 

Kategorie: > Sonstiges
OFF-topic Land der Dichter und Denker?
Steffen Froeschle kinobauer.ch
kinobauerkinobauer.ch
(Mailadresse bestätigt)

  09.04.2013

Hallo,

ich lese und schreibe hier schon über 2,5 Jahre mit und wundere mich immer wieder über manche Zeitgenossen und deren technisches Grundwissen. «Normale» Telefone wie der W48, 61er etc. beinhalten sehr wenige Bauteile, das Schaltscheme ist immer ähnlich aufgebaut. Man sollte eigentlich meinen, dass das Grundwissen der Elektrizitätslehre in der Mittelstufe des Gymnasiums bzw. der Realschule und auch der Hauptschule zumindest zur Erklärung eines einfachen Stromkreises ausreichen sollte. Zumindest im Gymnasium (in den 1990ern, zu meiner Zeit) hat man dort auch etwas zu Induktivitäten (Spulen, Trafos...) und Kapazitäten (Kondensatoren) gehört. Ohmsche Verbraucher sowieso. Mit diesem Grundwissen sollte der durchschnittliche Mensch, der zumindest die mittlere Reife hinter sich gebracht hat, die Wirkungsweise der Schaltung des W48 oder 61ers einigermassen verstehen und nachvollziehen können.
Leider ist wohl die Zeit der 1990er, (ich spreche jetzt für das System in Baden-Württemberg) in der durch Beschluss der damaligen Kultusministerin Schulz-Hector im sprachlichen Zug die Zahl der Physikstunden auf eine(!) pro Schulwoche reduziert wurde, nicht spurlos an uns vorübergegeangen. Begründung: «Wir sind ein Land von Dichtern und Denkern...». Auch in den letzten Jahren hat man in BW in der Oberstufe Gymnasium die Elektrizitätslehre stark «ausgemistet». Das Thema «Wechselstrom» wird leider jetzt nur noch am Rande gestreift...
Viele kleine «Problemchen» der alltäglichen Technik werden kaum noch selbst behoben, und ich denke dies liegt weniger an der komplexität als am Grundwissen der Physik und speziell der E-Lehre.
Ich hoffe nicht, dass in wenigen Jahren niemand mehr die Schaltung eines FeTAp 61 erklären kann, aber wer weiss...



Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 4
Rolf
(Mailadresse bestätigt)

  11.04.2013
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Detlef Genthe vom 10.04.2013!  Zum Bezugstext

Hallo,
ich habe Physik 1995 im Abitur gehabt. Als praktischen Prüfungsteil mußte ich ein Fadenstrahlrohr mit Helmholtz-Spulenpaar nach Schaltplan aufbauen und anschließen, um danach damit zu experimentieren. Aber das ist fast 18 Jahre her, ich würde da heute auch wie ein Schwein ins Getriebe schauen, weil ich in den letzten 18 Jahren nichts mehr mit Physik zu tun hatte. Und wenn mich jetzt einer fragt, ob der Kondensator Wechsel- oder Gleichstrom durchläßt, dann bekomme ich Probleme. Aber dafür gibts ja Tante Gugel. In der Tat: Das Wissen um den Wechselstromkreis braucht doch heute kein Mensch mehr, weil man Elektrogeräte, die kaputt sind, entsorgt. Aufschrauben geht meist eh nicht mehr und die Ersatzteile gibts auch nicht. Ist schade, aber der Lauf der Welt. Und wenn Schule Allgemeinbildung vermitteln soll, dann ist halt fraglich, ob Schüler heute noch wissen müssen, "wat en Dampfmaschin is un wie et funktioniert", wenn man es mal mit Lehrer Bömmel sagen will.
Gruß,
Rolf
Detlef Genthe
posttelegenthe.de
(Mailadresse bestätigt)

  10.04.2013
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Stefan Roth vom 10.04.2013!  Zum Bezugstext

vielleicht sind wir auch nur überheblich?   Mal ein paar Gedanken

Ich lese gerne alte Technikbücher. Was bei Büchern bis in die 50er auffällt, ist, daß die oft im Urschleim anfangen. Jedes Buch wieder. Durchaus anspruchsvolle Abhandlungen über Vermittlungstechnik fangen bei Ladung und deren Transport an. Daß je ein Leser tatsächlich den Sprung vom völligen Unwissen über Elektrizität bis zu Fragen der Mischung oder der komplexen Betrachtung einer Gabelschaltung mit nur einem Buch gemacht hat, wage ich zu bezweifeln.

- komplexe Systeme sind nicht mehr für einen Einzelnen vollständig zu verstehen. Das war früher anders. "Mein" Wählersaal mag zwar für Aussenstehende eine Höllenmaschine gewesen sein, es war aber für mich erklär- und reparierbar bis zum letzten Trennblech oder dem Bleianteil im Lot. Ein Automechaniker konnte auch doch die Funktion eines Autos, wenn er denn wollte, vollständig verstehen.

Das geht nicht mehr. Ich kann ein Smartphone von der Bedienoberfläche her verstehen, oder als Blockschaltbild oder in höheren Softwareebenen Programme schreiben. Das Ganze vom einzelnen "Bauteil" aufbauend zu beschreiben ist keinem Einzelnen mehr möglich. Da scheitere ich bei einer einzelnen Flash-Zelle, wie die Ladung da auf´s floating Gate kommt kann ich mit meiner klassischen Schulphysik nicht beschreiben.

Natürlich ist so eine W38-Schaltung simpel, zumindest auf Reparaturniveau braucht man die Rückhördämpfung per unvollkommener Gabel oder das komplexe Nachbild nicht zu verstehen. Aber es gibt, ausser der Bastelei, doch real kaum noch Anwendungen für derartiges Wissen. Einfache Stromkreise muß der Elektriker verstehen (und gerade die haben oft ein erschreckendes Klemmen- und Baugruppendenken), zum Verstehen des Smartphones in der Tasche hilft dem Schüler Elektrizitätslehre bestenfalls in soweit, daß das Ding auch irgendwie mit Strom funktioniert.

Das Wissen einen W38 zu reparieren wird nicht aussterben. Es gibt immer eonige Leute, die auch hardwarenah arbeiten. Ein Gigabit-Ethernet-Adapter hat auch vier Gabelschaltungen mit Übertragern, Daten werden differentiell über verdrallte Zweidrahtleitungen duplex übertragen, so ein Blockschaltbild erinnert in Teilen an klassische Zweidrahttechnik. Aber verstehen auf dieser Ebene müssen es letztlich nur ein paar tausend Leute weltweit. Für den Rest ist es eine Black Box.

-Es gibt immer mehr Wissen, man muß also wirklich entrümpeln. Wenn man weiß, wie unser technisches Spielzeug so funktioniert, ist es merkwürdig, wenn Wechselstromtechnik als Gerümpel erscheint. Der Schüler lernt aber auch nicht im Detail, warum er mit der Faust nicht durch die Tischplatte schlagen kann. Zumindest nicht soweit, daß er erklären kann, daß das mit der elektromagnetischen Wechselwirkung zu tun hat. Rechenschieber waren zu meiner Zeit ganz wichtig um Rechnen zu verstehen, zwei Klassenstufen nach mir waren sie vergessen.


Stefan Roth
(Mailadresse bestätigt)

  10.04.2013

Steffen,

ich teile Deine Meinung voll und ganz. Leider sind die Zukunftsaussichten umso verheerender, da die technische Diskrepanz zwischen Edisons Glühbirne und den heutigen Smartphones immer größer wird, ohne dass die "Erklärungslücke" auch nur teilweise geschlossen wird.

Um die heutige Technik nur annähernd verstehen zu können, muss man bei Adam und Eva anfangen. Aber wenn das schon in den Schulen aufhört ... Das führt letztlich zu einer Generation von Anwendern, die technische Dinge im Alltag benutzen, von deren Funktion sie nicht die allergeringsten Grundkenntnisse haben. Und aus der Geschichte weiß man: Ein Volk, das unwissend gehalten wird, ist leicht manipulierbar.

Gruß Stefan  http://de-de.facebook.com/pages/Alte-Telefone/129345707239559
Thies Joachim Hoffmann
parlaweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  10.04.2013

Ich konnte noch nie die Schaltung eines 61ers erklären. Wäre ich auf dem Gymnasium bis in die Oberstufe gekommen, hätte ich Physik heruntergestuft / abgewählt. Eine in BaWü beschulte Freundin (Hauptschülerin gewesen) sagt auch immer, am Mittelrhein lernten die Leute in der Schule eigentlich nix, zumindest hätten sie hinterher kein nennenswertes Grundwissen.



Werbung (2/-2)


Zurück zu Wasser.de
© 2001 - 2018 by Fa. A.Klaas