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Kategorie: > Fernamtstechnik, Vermittlungstechnik
Telefonanschlüsse und Zonen Berlins
Rainer
(Mailadresse bestätigt)

  05.07.2015

Moin zusammen,
als ich kürzlich mal eingängiger über die praktische Umsetzung der Einteilung Berlins in 4 Besatzungszonen und die spätere Teilung Berlins in Ost/West nachdachte, kam die Frage auf, in welchen Etappen das Telefonnetz eigentlich auf Ost/West umgeschnitten wurde:
Meines Wissens gab es zu Kriegsende "ein" Telefonnetz für Berlin, mit Selbstwahlanschlüssen. Nun entschlossen eines Tages die Siegermächte, Berlin in 4 Zonen aufzuteilen. 2 Staaten gründeten sich, mit 2 Postverwaltungen. Mutmaßlich wurden diese Grenzen ja nicht gerade an den Vermittlungsstellen/ Kabelverzweigern der Reichspost orientiert entlang gezogen. Somit dürften sich Anschlüsse, deren Teilnehmer in einer der westlichen Zonen lokalisiert waren, ja zunächst an KVZs bzw. Vermittlungsstellen der Deutschen Post der DDR befunden haben und umgekehrt. Ich würde mal davon ausgehen, dass es eine Übergangszeit gab, in der das Fernsprechnetz Berlins noch nicht getrennt und somit stadtweit ohne Vorwahl zu erreichen war. Weiß jemand, wann und wie eine Trennung stattgefunden hat? Wie würden Anschlüsse in Wohnungen, deren Teilnehmernetzbetreiber im anderen System lag, migriert? Wurden Teilnehmeranschlussleitungen komplett neu gezogen? Ab wann waren die Anschlüsse der Stadtteile im jeweils anderen Teil Berlins nicht mehr ohne Vorwahl und zu Ortstarif zu erreichen?
Bin sehr gespannt, über die praktische Umsetzung dieser politischen Prozesse mehr zu erfahren!

Viele Grüße, Rainer



Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 10
Felix52
(Mailadresse bestätigt)

  24.07.2015
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Pumpernickel vom 24.07.2015!  Zum Bezugstext

Mal abgesehen von der Nachkriegszeit, da wurde überall gebastelt und aus noch vorhandenem das bestmögliche gemacht, war es eine nicht ganz leichte Aufgabe die alten Systeme am laufen zu halten.
Angefangen vom Sytem 27 bist zur Koordinatenschaltertechnik gab es alles, oft im selben Wählersaal. Das alles zusammen zu schalten erforderte gestellreihenweise Umsetzer. Die Post der DDR unterhielt eigene Werkstätten für die Entwicklung und den Bau solcher Sonderumsetzer. Aus der Sicht eines bestellen/liefern/einbauen gewohnten Telekommers sah das natürlich nach Flickwerk aus, aber irgendwie hats  funktioniert.
Das Fräulein vom Amt im klassischen Sinn ist meiner Meinung nach mit dem letzten handvermittelten Fernamt gestorben, nicht schon mit der letzen OB/ZB OVSt. In meinem ex KVSt Bereich war das erst 1982.

mfg
Gast (Unbekannt!)
(Gast - Daten unbestätigt)

  24.07.2015
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Pumpernickel vom 24.07.2015!  Zum Bezugstext

Hallo,
hab mal gegugelt:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/fraktur-berlin-bilder-aus-der-kaiserzeit-zauberhaft-verbunden-mit-dem-fraeulein-vom-amt/10037950.html

da steht auch weiter unten ...
Ortsnetz / Frl. v. Amt ln BRD bis 1966 ...

viel Spass beim lesen, es gibt auch ein Buch 'Frl. vom Amt' ...

Kenne selbst noch Handzentralen als NST-Anlagen.
wolfgang
Pumpernickel
(Mailadresse bestätigt)

  24.07.2015

Ein Zeitzeuge bin ich freilich nicht. Jedoch weiss ich von einem westdeutschen Techniker, der damals in Ostberlin eingesetzt wurde um zu helfen das marode DDR Netz wieder auf die Beine zu bekommen, so ein paar Anekdoten. Er meinte beispielsweise, dass die ganze DDR Telefontechnik ein Flickwerk aus Vorkriegstechnik und Technik der 50er/60er gewesen wäre (was wohl auch den großen Mangel an TA-Leitungen erklärt; ein privates Telefon in der Wohnung zu haben war auch 1989 in der DDR nicht selbstverständlich).

Dem würde ich entnehmen, dass einfach recht radikal Leitungen gekappt und dadurch entstehende Fehlstellen mit Bastellösungen aus gerade zur Verfügung stehenden, marktüblichen Bauteilen ergänzt/ausgebessert wurden. Ein komplett neues Telefonnetz hat man demzufolge aber definitiv nicht aufgebaut, sondern wo immer möglich das alte Reichspostnetz weitergenutzt.

Nach dieser Themenseite des Deutschen Historischen Museum konnte man dabei durchaus auf ein enormes Netz zurückgreifen:

"Zugleich hatte die 4,3-Millionen-Stadt Berlin mit fast 500.000 Anschlüssen Ende der Zwanziger die höchste Telefondichte der Welt." (https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/alltagsleben.html), wie dies bis 1945 weiter ausgebaut wurde entzieht sich meiner Kenntnis, aber geschrumpft ist es sicherlich nicht (interessant an der Stelle auch wie Berlin geschrumpft ist, von 4,3 Mio. Einwohnern Ende der 1920er auf heute 3,3 Mio. Einwohner).


Bei der Gelegenheit: wie lange gab es eigentlich dieses sog. "Fräulein vom Amt"?
Rainer
(Mailadresse bestätigt)

  10.07.2015

Liebe Mitstreiter,
danke für die tollen Informationen! Da ist ja doch einiges zusammen gekommen. Gedacht hatte ich "nur" an das Netz in Berlin - dass davon natürlich die innerdeutsche Grenze insgesamt betroffen war, hatte ich mir noch gar nicht ausgemalt.
Kurze technische Frage zum Forum: Als allererstes hatte mir Thies geantwortet (er hatte die praktische Relevanz meiner Frage im zerbombten Berlin in Frage gestellt), dessen Antwort komischerweise nun verschwunden ist. Wie kommt das?
Viele Grüße, Rainer
Dirk81
(Mailadresse bestätigt)

  10.07.2015
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Detlef Genthe vom 08.07.2015!  Zum Bezugstext

Das gute Staaken. Meine Frau ist da geboren. Es wurde aber nur kurze Zeit von Ostberlin regiert, längere Zeit war es Teil von Falkensee und ab 1971 war es eine eigene Gemeinde. Das es im Ostberliner Telefonbuch stand, hat wohl seinen Grund darin, dass es einst Teil von Großberlin war. Die Vorwahlbesonderheit wurde wohl zum Ende der DDR wohl aufgehoben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Staaken#Geschichte

Heute ist es wieder Teil von Berlin. Und wird regelmäßig vergessen. Verlauf Berliner Mauer? Viele touristische Karten Zeichnen den Verlauf des heutigen Berliner Bezirks Spandau. Es steht auch so ein braunes Infoschild (hier war Europa geteilt), das erst an der Stadtgrenze stand, bis jemand aufgefallen ist, dass es damit völlig falsch steht und man hat es ein paar Kilometer bis zum ehemaligen Grenzübergang umgezogen. Im Ausweis meiner Frau steht als Geburtsort "Staaken - jetzt Berlin". Sie ist echte Toritialberlinerin. ;-)
Detlef Genthe
posttelegenthe.de
(Mailadresse bestätigt)

  08.07.2015

Direkt nach dem Krieg gab es erst mal gar keinen Fernsprechbetrieb, nur für die Alliierten. Die Sektorenaufteilung kam August(?) 45, der Mauerbau erst August 61. Es gab also Zeit, das zu entflechten, das Netz musste ja ohnehin in Teilen neu aufgebaut werden. Die Berliner Knotenämter hatten auch eine gewisse Orientierung an den Berliner Bezirken (http://www.cdvandt.org/Langer-Buch-1936.pdf S72), an diesen Bezirksgrenzen orientierten sich auch die Besatzungszonen.
Eine Skurrilität ist mir in Erinnerung geblieben. Staaken-West, eine winziger Zipfel Ostberlin westlich von Westberlin, wurde über TF-Strecken an das Ostberliner Netz angebunden. Trotz des fernverkehrsmässigen Aufwands war es tariflich aber ein Ortsgespräch.
Felix52
(Mailadresse bestätigt)

  07.07.2015

Konkret von Berlin weis ich leider nichts.
Aber als ich 1968 in der Lehre als FB Monteur war bin ich mit einem Bautrupp ca. ein Jahr durch Grenzdörfer zu Bayern gegondelt. Unser Auftrag war alte totgelegte grenzüberschreitende Fernkabel zu Teilnehmeranschlussleitungen umzubauen. Irgendjemand hatte vermutlich erkannt das das mit der fernmeldetechnischen Wiedervereinigung nun doch so schnell nichts wird. Auf DDR seite waren so 5 bis 10m der Kabel ausgegraben, sauber verkappt und exakt in den Plänen verzeichnet. Sogar am HVT waren alle Unterlagen und Kennzeichnungen noch vorhanden.
Wenn meine älteren Kollegen mal nicht davon erzählen musten wie sie vor Stalingrad in der Scheiße gelegen haben gingen die Gespräche um die Umstände der Netztrennung. Dem habe ich zumindest soviel entnommen das das Ganze als "große Sonderaktion" ablief. Alle Bautrupps hatten nur noch die Aufgabe Fernkabel ,Anschlusskabel und oi Linien zu trennen. Anschlusskabel nach Bayern wurden einfach getrennt. Anschlusskabel (Linien) von Bayern waren problematischer. Da wurden dann schnell oi. Linien zur nächsten VSt im Osten errichtet. Das merkte man auch denn die gingen "querfeldein" und oft mit 3mm CU (manchmal sogar mit StaKu aus Kriegsbeständen) weil ja meist weit ausserhalb der Ost VSt Grenze. Eins ist mir allerdings aufgefallen. Bei dieser Aktion haben die Ost und West Kollegen relativ gut zusammengearbeitet, waren ja oft auch verwandt oder haben zusammen gelernt. Jedenfall haben meine Koll. Ost die Leitungen in der VSt West vor dem zersägen abgesteckt und die ausgegrabenen Fernkabelstücke in der VSt West eingelagert. Das eine oder andere Dienstbier soll auch geflossen sein. Mit ihrem so genannten "Post-Schein?" konnten die wohl problemlos über die ja bis 61 noch offene Grenze pendeln.
Für die Teilnehmer war das natürlich blöd, ins Nachbardorf nur noch übers Fernamt. Aufmucken war aber nicht, schließlich war die Post eine "staatliche Behörde" und handelte im höheren Auftrag.
(irgendwie waren die Leute auch viel schöner "obrigkeitshörig" als heute)

mfg
Gast (Unbekannt!)
(Gast - Daten unbestätigt)

  06.07.2015

Rainer hier gibt es noch einen globalen Überblick

http://www.geschichte-doku.de/deutsch-deutscher-alltag/themen/?a=post

interne Einzelheiten könnten wohl nur Zeitzeugen liefern, die bei der Post beschäftigt waren, von den Russen wirst wohl nichts erfahren.

wolfgang
Dirk81
(Mailadresse bestätigt)

  06.07.2015

So wie ich das lese, gab es keinerlei Übergangszeit. Am 27.Mai 1952 wurden einfach alle Telefonleitungen (Ost/West Berlin) komplett von der SED durch die Sowjets getrennt, es gab keine physische Verbindung mehr:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13501023.html
https://books.google.de/books?id=tReikov-B9sC&pg=PA105&lpg=PA105&dq=berlin++telefonnetz+kappen+1952&source=bl&ots=LFQChfpvL9&sig=SltUBY9PKHAP6xl_bl4RwFBCwo8&hl=de&sa=X&ei=mIqaVaaJIYSLsAHloaGICQ&ved=0CCIQ6AEwAA#v=onepage&q=berlin  telefonnetz kappen 1952&f=false

Erst 1971 wurden wieder direktleitungen montiert.
Gast (Unbekannt!)
(Gast - Daten unbestätigt)

  06.07.2015

Hallo Rainer,

es gibt ein Museum für Kommunikation in Berlin, vielleicht schreibst du da mal hin.

http://www.mfk-berlin.de/


wolfgang



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