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Kategorie: > Telefone 1930 bis 1967
Deutsches Hörnchen mit einem Telefon - ZBSA 19
BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  19.07.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

letzte Woche habe ich aus einer Sammlungsauflösung einen dänischen Handapparat erstanden um endlich in den Besitz eines Einsprachehörnchens zu kommen. Diesen Handapparat habe ich vor Ort abgeholt, und wenn ich schon eine solche Fahrt unternehme begnüge ich mich natürlich nicht mit Ersatzteilkäufen - einen ZB/SA 19 (mit Hörnchen) habe ich auch noch mitgenommen :-).

Das war durchaus ein Erlebnis, denn ich konnte mir aus vier ZB/SA 19 einen aussuchen (auch mehrere, aber ich habe mein Eheglück bereits mit einem Apparat genug strapaziert). Wann hat man schon mal die Gelegenheit ein Telefon vor dem Kauf im Detail zu begutachten - ich habe jedenfalls alle vier geöffnet und mir das Innenleben genau angeschaut (wie öffnet man noch mal einen ZB/SA 19? Ach ja, so :-)).

http://www.dropbox.com/s/4rnn3doom7t1dwj/ZBSA19.avi?dl=0

Was ich zu sehen bekam war hochinteressant:

- Zwei Apparate hatten den Handapparat ZB06 (so einen wollte ich), die anderen beiden hatten diesen Handapparatetyp (Bild 1) den ich im Internet schon mal gesehen zu haben glaube.

- Ein Apparat (ein ZB/SA 19F) hatte den üblichen Blockkondensator, einer stattdessen eine lustige Kette von Axialkondensatoren eingelötet. Zwei hatten *gar keinen* Kondensator, von denen hatte einer aber einen Beikasten. Netterweise durfte ich diesen öffnen und nachschauen, da war der im Apparat fehlende Kondensator drin.

- Der Apparat mit dem Beikasten hatte als Induktor (Übertrager) eine *riesige* Walze die fast die gesamte Breite des Apparates einnahm. Die anderen hatten den üblichen kleinen Induktor wie er im "Mergelsberg" skizziert oder auf Ralfs "erel" - Seiten zu sehen ist. Ich reime mir das so zusammen: Die frühen Apparate hatten die riesige Induktorwalze und den Kondensator im Beikasten (weil kein Platz im Apparat). Später wurden dann Kondensatoren reingebastelt (Axialkondensatorketten) und die "F" Variante bekam direkt einen Blockkondensator.

- Genau weiß ich das jetzt nicht mehr, aber die Nummernschalter waren N24/M21a und mindestens ein N30 von 1935 oder so. Alle waren nicht gerade in optimalem Zustand.

- Von meinem letzten Projekt (ZB/SA 24, kein Werkszustand aber dafür fast makellos) war ich in puncto Erhaltungsgrad sehr verwöhnt. Dieses Niveau erreichten alle vier ZB/SA 19 natürlich nicht ganz. Abgesehen von den verranzten und schlecht laufenden Nummernschaltern waren alle inneren Komponenten mit den typisch einheitsgrauen Ablagerungen überzogen durch die sich z.B. die Kabelfarben allenfalls noch erahnen lassen. Dazu gab es Schmiermittel, dummerweise auch bzw. gerade an den Nummernschaltern. Na ja, das ist nun mal der übliche Zustand alter Telefone, und das Ganze hat auch einen Vorteil: Das Fett und Öl könnte durchaus einiges an Korrosion durch Kellerlagerung verhindert haben, und vielleicht ist es auch ein Zeichen dafür dass in letzter Zeit nicht allzu viel daran gebastelt wurde. Die witzige Verriegelungsmechanik klemmte meistens und die Gabeln saßen etwas locker.

Zunächst fand ich den Apparat mit dem Beikasten und der Riesenwalze ziemlich interessant, leider hatte der aber den N30 in nicht so tollem Zustand. Außerdem fehlte der Verriegelungshebel für den Nummernschalter (im Apparat, nicht die Klinke am NS) und er hatte keinen ZB06 - Handapparat. Am stimmigsten für mich war dann der ZB/SA 19F:

- Handapparat ZB06
- Nummernschalter N24
- Kondensator und Funkenlöschwiderstand passend zum eingeklebten Schaltbild
- Einziger Apparat dessen Verriegelung nicht klemmte und dessen Mechanik einen straffen Eindruck machte

Dieses Telefon besitze ich jetzt, siehe die angehängten Bilder 2-9. Der Bezeichnung V.Sa.tist.36a (Bild 4) zufolge war das mal ein Siemens - Apparat. Der Nummernschalter (Bild 9) ist allerdings von Richard Bosse & Co. und der Kondensator ist von 1932 und von Zwietusch (gehörte ab 1927 zu Siemens & Halske). In unregelmäßigen Abständen wird ein Baubericht folgen, vermutlich mit großen Pausen denn das Konzept "Arbeit" verhindert für gewöhnlich die Beschäftigung mit den wirklich wichtigen Dingen :-).

Gruß Ralph






Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 21
BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  23.12.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

wenn auch das Telefonhobby zugunsten anderer Hobbies und des seltsamen Konzepts "Arbeit" inzwischen sehr in den Hintergrund getreten ist möchte ich doch zum Jahresende diesen Bericht vorläufig abschließen. Ich fasse noch einmal zusammen:

Zustand:
=======
Dieser ZB/SA 19 besteht (soweit ich es beurteilen kann) aus typischen Komponenten für einen "F" (Umbau?) und scheint seit Mitte der Dreißiger Jahre (Jahresangaben auf Kondensator, Pappschild und Sprechkapsel) nicht mehr wesentlich verändert worden zu sein. Es waren nur kleine Reparaturen (Kabelbruch, Weckerspule) und Justierungen (Weckerklöppel, NS-Kontakte, Hörmuschel) durchzuführen, dann war das Telefon voll funktionsfähig.

Konstruktion:
==========
Die Schaltung unterscheidet sich ein wenig vom ZB/SA 24 da der Gabelumschalter nicht aus einem getrennten Paar von Kontakten besteht. Er besitzt stattdessen einen Satz mit vier Kontaktzungen welche als "Sonderfunktion" bei abgenommenem HA eine der beiden Weckerspulen kurzschließen. Wie bei meinen anderen Apparaten habe ich den Schaltplan nachgemalt (Bild 1) um die elektrische Verbindung der Komponenten besser verfolgen zu können. Der mechanische Aufbau des ZB/SA 19 unterscheidet sich stärker von dem des ZB/SA 24 als man es von der äußeren Form her vielleicht erwarten würde. Interessanterweise sind fast ausschließlich Schrauben mit Siemensgewinden (Typ 31, 29 und 27) verbaut, Ausnahme sind die Befestigungsschrauben des Kondensators und des NS (M3). Mein ZB/SA 24 hat stattdessen nur Schrauben mit Regelgewinde.

Betrieb:
======
Beim Telefonieren ist die Gegenstelle nicht so präsent wie bei modernen Apparaten und hört sich etwas mumpfig an - das liegt wohl an der Hörmuschelkonstruktion ohne Kapsel mit aufgeschraubter Membran. Man selbst (Hörnchen => große Sprechkapsel) wird verstanden, es klingt allerdings wie meine Tochter sagen würde "wie in einem alten Film". Wie schon beim ZB/SA 24 fällt die fehlende Rückhördämpfung nicht sonderlich auf, aber das mag an mir liegen :-). Nach kurzer Zeit vergisst man jedenfalls die besonderen Umstände und unterhält sich einfach. Das Läuten des Weckers empfinde ich als besonders melodisch, momentan ist es mein Favorit.

ToDo:
=====
- Die nicht ganz passende Anschlussschnur des HA könnte ich ersetzen
- Die Gabel könnte ich neu vernickeln lassen
- Am Klemmbrett könnte ich die 4 Linsenkopfschrauben durch Zylinderkopfschrauben aus Messing ersetzen

Wenn ich zum Vorbesitzer eines Telefons persönlichen Kontakt hatte rufe ich ihn gerne später mal an:

Vorbesitzer: "Ah, Sie rufen wegen des Telefons an?"
Ich: "Nein, ich rufe *mit* dem Telefon an."

Der Vorbesitzer des ZB/SA 19 hatte jedenfalls nicht damit gerechnet :-).

Ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2017,

Gruß Ralph


BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  18.09.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

nach der Reparatur hatte ich den Wecker mit Hilfe eines OB-Apparates getestet worauf er mit einem strammen lauten Klingeln reagierte. Ich dachte damit sei alles erledigt, aber falsch gedacht :-). Inzwischen habe ich den Beitrag zweimal umgeschrieben weil die Probleme viel hartnäckiger als meine Lösungsansätze schlau waren. Da er auch recht lang geraten ist schlage ich vor: Chipstüten raus, Flasch Bier und zurücklehnen :-).

Beim ersten Test des Weckers an meiner Telefonanlage passierte folgendes:

- Der Wecker läutete (das schon)
- Das Läuten war leise und zögerlich
- Gelegentlich fiel ein "Glockenschlag" aus

Und Ralf hatte noch gesagt dass die Magnete des Weckers beim ZB/SA 19 gerne schwächeln...

Erst einmal musste ich herausfinden wo am Wecker sich überhaupt die Permanentmagnete befinden. Ich dachte zuerst an die Klöppelwippe - falsch, die scheint eine Weicheisenplatte zu sein. Eindeutig als Permanentmagnet erkennbar ist der dicke Balken der hinten unter dem Wecker hervorkommt und mit einem "N" (Nordpol) markiert ist (Bild 1). Mit einem Kompass (Bild 2) konnte ich feststellen dass da tatsächlich ein Magnetfeld existiert und dass die Polung korrekt bezeichnet ist. Im Gegensatz zu den Skizzen im "Goetsch" (Bild 3) ist der Südpol des Eisenbalkens nicht bis hinter die Klöppelwippe geführt sondern endet bereits unter den Weckerspulen. Offenbar werden die Feldlinien ausgehend von "N" allein durch die Weicheisenkerne in den Spulen und die direkt am Südpol des Permanentmagneten montierte Klöppeleinheit geleitet, na gut.

Die Verstärkung von Magnetfeldern ist heutzutage leichter als früher denn jetzt gibt es ja Neodym - Magnete. Die kosten so gut wie nichts, sind online leicht zu beschaffen und haben ein in Bezug auf ihre Größe extrem starkes Magnetfeld. Ich habe mir 10 kleine (Bild 4) und 10 ganz kleine (Bild 5) geholt. Im Fernsehen wurde mal berichtet wie ein frühes Bell - Telefon (aus dem Smithsonian Museum oder so) wieder in Betrieb genommen wurde. Der/die Permanentmagnet(e) war(en) schon längst nicht mehr magnetisch und wurde(n) mit solchen Neodymmagneten unterstützt. Das Bell - Telefon funktionierte und die Sprachqualität war wohl gar nicht so schlecht.

Mit dieser Dokumentation im Hinterkopf habe ich mehrere Varianten durchprobiert:

- Kleine Magnete auf der Klöppelwippe (Bild 6, nicht die rote Markierung)
- Kleine Magnete auf den Weicheisenkernen der Spulen (Bild 7)
- Große Magnete auf dem Permanentmagnet so (Bild 8, Auffrischung) oder oben aufgesetzt damit man die Glocken anschrauben kann
- Überstreichen des Permanentmagneten mit den Neodymmagneten (Auffrischung, etwas Papier verhindert Lackschäden)

Keine dieser Maßnahmen brachte eine merkliche Verbesserung (eine Verschlechterung allerdings auch nicht). Hmm... Vielleicht lag es ja gar nicht am Magnetfeld, der Wecker läutete ja und an einem (OB33) Kurbelinduktor sogar ganz gut. Vielleicht zieht das Weckersystem ja irgendwie sehr viel Leistung? Mit dem Oszilloskop kann man schauen was passiert:

- Bild 9:  ZB/SA 19 am Kurbelinduktor (ca. 134V pro Halbwelle)
- Bild 10: ZB/SA 19 an Anlage (ca. 50V pro Halbwelle)
- Bild 11: Anlage ohne Last (ca. 64V pro Halbwelle)
- Bild 12: W28 Wand an Anlage (ca. 49V pro Halbwelle)

Tatsächlich ist die Scheitelspannung des Kurbelinduktors deutlich höher als die der Anlage, das bessere Läuten ist also plausibel. Allerdings ist der Spannungseinbruch der Anlage unter Last im Vergleich zur Leerlaufspannung nicht besonders dramatisch, und vor allem bricht sie nicht stärker ein als beim W28 Wand und der klingelt prima. Wie soll ich die Faktenlage nun interpretieren? Vielleicht so:

- Die Magnetisierung des Weckers mag schwächer geworden sein, aber wahrscheinlich ist das kein Problem
- Der Wecker im ZB/SA 19 (zumindest meiner) verlangt einen etwas potenteren Rufspannungsgenerator als andere Apparate (ZB/SA 24, W28...)
- Die Rufspannungsgeneratoren heutiger Anlagen (DSL-Router) sind etwas schwächlich (zumindest meiner) aber für die meisten Apparate ausreichend

Zum Justieren des Weckers habe ich die Klöppeleinheit noch einmal ausgebaut und auf Einstellmöglichkeiten untersucht. Die Wippe mit dem Klöppel bewegt sich auf Spitzenlagern (scheint dem Internet zufolge so zu heißen). Das obere Lager ist mit einer Mutter gekontert und sitzt fest, das untere Lager (Bild 13) lässt sich herausdrehen und die Wippe kann abgenommen werden. Zusätzlich gibt es einen Bolzen (Bild 14) der gegen die Wippe geschoben und mit einer Schraube fixiert werden kann. Die Funktion dieses Bolzens war mir erst einmal unklar. Die linke der beiden Befestigungsschrauben (Bild 6, roter Kreis) wirkt als Achse um die sich die Klöppeleinheit drehen lässt. Auf diese Weise wird der Abstand der Weicheisenplatte zu den Magneten kontrolliert. Diese Schraube war mit einer zusätzlichen Unterlegscheibe versehen.

Vor dem Einstellen wollte ich mich erst einmal informieren nach dem Motto "Was steht denn in dem Buch (Mergelsberg Teil 1)?" Erst einmal scheint nicht jeder ZB/SA 19 - Wecker so auszusehen wie meiner (Bild 15). Stattdessen habe ich meinen Weckertyp in der Skizze eines ZB08 entdeckt (Bild 16). Offenbar wurden gelegentlich vorhandene Komponenten in neue Apparatetypen übernommen und später verändert. In Bild 16 sieht man auch wofür das unbenutzte Gewindeloch (Bild 14) in der Wippe gedacht ist - zumindest beim ZB08 war dort eine (wahrscheinlich sehr schwache) Feder befestigt, die den Klöppel in eine definierte Ruhestellung zwang. Der Federdruck könnte über den oben erwähnten Bolzen reguliert worden sein.

Ihr werdet es nicht glauben was beim Einstellen des Weckers das wichtigste Element war: Die Unterlegscheibe.

- Ganz ohne Unterlegscheibe kippt die Klöppelwippe gegen die Weckerspulen und sitzt fest
- An der *rechten* Schraube platziert läutet der Wecker immer sehr zögerlich egal wie man ihn sonst einstellt
- An der *linken* (Achsen-)Schraube platziert lässt sich durch sehr präzises Einstellen des Wippenabstands und der Weckerglocken ein akzeptables Weckergeräusch herauskitzeln

Erst nach dieser Aktion fiel mir ein dass beim Abheben und Auflegen des HA sowie nach jedem Wählen einer Zahl der Wecker ein "Ping" von sich gab was ja sicherlich nicht so sein sollte. Also habe ich die Kontakte des NSA noch einmal untersucht und siehe da: Der äußere und der mittlere Kontakt waren im Ruhezustand nicht sauber getrennt! Das habe ich natürlich sofort geändert (Kontaktfeder etwas gerader gebogen) und tatsächlich: Knackiges Läuten des Weckers :-/. Ich habe mich gefragt wie der Apparat mit dem NSA - Kurzschluss überhaupt funktionieren konnte. Ich vermute der Kontakt war im Ruhezustand weder offen noch geschlossen sondern irgendetwas dazwischen...

Beim Wählen und Abheben/Auflegen gibt es jetzt keinen "Ping" mehr. Stattdessen hört man beim Abheben ein "Klack", denn der Klöppel des Weckers bewegt sich kurz ohne an die Glocken zu kommen.

Viele versteckte Fehlerquellen, viel dazugelernt - seit den späten Dreißiger Jahren war bestimmt kein ZB/SA 19 - Wecker mehr so gut eingestellt wie meiner jetzt :-).

Gruß Ralph





Stefan Roth
(Mailadresse bestätigt)

  04.09.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von BattleToad vom 04.09.2016!  Zum Bezugstext

Diese Art "Selbstheilung" kenne ich auch, beispielsweise von schwergängigen Getriebenummernschaltern, aber auch von Nummernschaltern von NOS-unbenutzten Apparaten, und ich führe diesen Effekt auf zwei Ursachen zurück:

1. Temperaturunterschiede - man hole im Winter ein Telefon vom Flohmarkt ab oder erhalte ein eiskaltes Paket. Ist der Apparat nach einiger Zeit zu Hause erst an die Raumtemperatur angepasst, kann sich die mechanische Funktion des Nummernschalters deutlich bessern (kann, muss nicht!). Nicht umsonst hatten die Münzapparate zuschaltbare Heizwiderstände hinter den Nummernschaltern.

2. verharzte Schmiermittel - besonders schlimm bei selten oder gar nicht benutzten Nummernschaltern; dies kann sich bei vielfacher Betätigung bessern (muss aber nicht). OT: Plattenspieler-Liebhaber kennen dieses Phänomen von manchen Dual-Plattenspielern der frühen 70er Jahre, bei denen die Automatik mit der Zeit "lahmt". - Ich habe kürzlich für 14 Euro einen lachsroten NOS-FeTAp612 von Hagenuk gekauft, dessen Kabel und Hörer noch in Folie verpackt waren. Ergebnis: Der sonst so zuverlässige Hagenuk-Nummernschalter war und ist durch Verharzung des Schmiermittels defekt - saß bombenfest. Beim ersten vorsichtigen Drehversuch machte es "knack", und schon war das große Plastikzahnrad gebrochen.
BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  04.09.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

der Subtitel dieses Beitrags könnte sein:

"Wundersame Selbstheilung des Nummernschalters"

Was ich jetzt erzähle ist mir schon einmal passiert. Ich erwerbe ein Telefon, probiere den Nummernschalter aus: Der Ablauf ist stockend und ungleichmäßig und ich nehme mir schon mal Auseinandernehmen / Schmieren / Einstellen usw. vor.

Auch wenn ich mich um den Nummernschalter erst am Schluss eines Projektes kümmere kann ich natürlich nicht widerstehen, ihn ab und zu mal ablaufen zu lassen. Irgendwann fällt mir dann auf dass sich das Aufziehen gar nicht mehr so schlecht anfühlt und der Ablauf geschmeidiger und gleichmäßiger zu sein scheint. Beim ZB/SA 19 verlief die Aufarbeitung so:

Zustand des NS direkt nach dem Kauf (Bild 1): Leicht verschmutzt aber nicht korrodiert.

Vorsichtiges Säubern der Rückseite mit Wattestäbchen unter partieller Anwendung von Bio-Entkalker / Isopropanol / Seifenlauge mit diesem Ergebnis (Bild 2). Dabei habe ich gesehen wie einfach die Mechanik bei diesem Typ NS ist: Es gibt ein Speichenrad mit einer Speiche pro Zahl 1-9,0 und noch weiteren die den Kreis vervollständigen. Zwei Federn rasten in die Löcher/Speichen ein und sperren die Drehung des Rades in jeweils eine Richtung. Die obere gerade Feder (Bild 2) hält das Speichenrad beim Aufziehen fest und die untere spiralförmige (Bild 3) nimmt es beim Ablaufen mit.

Den Fingeranschlag habe ich abmontiert um ihn reinigen zu können, wobei der Ziffernring ebenfalls abfiel (Bild 4). Darunter habe ich etwas Schmiere entfernt und alles saubergemacht. Erfreulicherweise besteht offenbar keine Gefahr dass sich dabei die Aufzugsfeder schlagartig entspannt wie beim N30. Für alle Fälle habe ich mit der Befestigungsschraube für die Fingerlochscheibe verhindert dass die Feder aus der Nut springen kann. In der Bilderfolge 5-9 werden die Teile Stück für Stück wieder eingesetzt. Der Ziffernring lässt sich beliebig ausrichten und wird mit der in Bild 6 aufgesetzten Federeinheit fixiert.

Nach dem Zusammenbau hatte ich inzwischen so oft mit der Mechanik gespielt dass sie wieder einwandfrei lief, siehe NSI (gelb) und NSA (grün) in Bild 10. Die Pulszeit ist mit 0.11s (8.8Hz) etwas langsam, aber die nächstschnellere Stufe ist deutlich zu schnell. Fazit: Meine Maßnahmen waren rein kosmetischer Natur, für die Funktion hätte ich eigentlich *nichts* machen müssen. Nachdem durch meine Spielerei am NS die Verharzungen des Schmierfettes aufgebrochen waren habe ich noch ein wenig Feinöl appliziert, aber ich bin mir nicht sicher ob es wirklich in die Lager gekrochen ist. Egal, die Pulsform ist schön sauber und bisher konnte ich einwandfrei wählen. Bild 11 zeigt die durch die Elektrik des Apparates etwas verschliffenen Wählpulse, gespeist und abgenommen an den a/b - Anschlüssen.

Diese Art Selbstheilung habe ich schon bei dem N30 meines W28 Wand erlebt, da musste ich eigentlich nur die Kontakte säubern. Gelegentlich braucht man die Dinge offenbar nur "werden lassen" und die Probleme erledigen sich fast wie von selbst :-).

P.S.
Erst jetzt beim Posten fällt mir auf wie kurz der letzte Puls jeweils ist - da schließt der NSA offenbar sehr früh. Wählen geht erfreulicherweise trotzdem problemlos.

Gruß Ralph




BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  17.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Thomas Göbel vom 17.08.2016!  Zum Bezugstext

Hallo Thomas, hallo Ralf,

Ihr habt Recht, "Induktionsspule" ist viel besser. Ich wollte dem "J" in Bild 1 folgen und habe dabei gar nicht an die Kurbelinduktoren der OB - Apparate gedacht, sorry.

In der Nachrichtentechnik redet man auch von "Übertragern" wenn sie nur zwei Wicklungen haben, also ist das sowieso der unverfänglichere Begriff.

Danke für den Hinweis,

Ralph


www.erel.de
erelerel.de
(gute Seele des Forums)

  17.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Thomas Göbel vom 17.08.2016!  Zum Bezugstext

...und hieß (was wieder den Bogen zum wirklich falschen Begriff 'Induktor' schlägt) damals offiziell:

INDUKTIONSSPULE!

Lieber Ralph, bei allem Respekt, verwende bitte die korrekten, zumindest keine irreführenden Bezeichnungen!
Was ein "Induktor" ist siehe hier:
http://erel.de/ALLG/GLOSSAR/ind.htm

Freundlichst
Ralf
www.erel.de
Thomas Göbel
thomas.goebelpriteg.de
(Mailadresse bestätigt)

  17.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von BattleToad vom 16.08.2016!  Zum Bezugstext

Ralph:
Bei ZB-Apparaten gibt es in der Regel keinen Induktor. Was Du als Induktor bezeichnest, ist tatsächlich ein Übertrager!
BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  16.08.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

zur Abwechslung soll es dieses Mal weniger um Technik als um die Buchhaltung gehen, d.h. ich liste mal auf welche Komponenten wann und von wem hergestellt wurden:


Der Apparat selbst bzw. das Gehäuse:
==============================
Auch wenn auf den Gehäuseteilen nichts eingeprägt ist gibt es doch wenigstens ein paar Stempel (Bild 1):

V.Sa.tist.36a    [Siemensbezeichnung]
1/19 7/24 ???    [Wartungsdaten und Unterschrift?]

Auf der Pappkarte ist das Siemens & Halske - Logo eingeprägt sowie (Bilder 1-2):

SA19F    [Typ]
(33) J 4/33    [Datum Überprüfung/Überarbeitung?]
RP    [Stempel fast unlesbar, RP ist evtl. falsch]
No.22351    [Seriennummer?]
7637    [Nummer einer Überprüfung/Überarbeitung?]
B    [Mitarbeiterkürzel, vielleicht auch "R"?]

Es gibt auch einen fast vollständigen Schaltplan ohne besondere Hinweise außer einem Stempel (Bild 3):

Ansg 3a    [Richtig gelesen? Bedeutung?]

Ursprünglich war der Apparat also wohl von Siemens.


Handapparat:
===========
Es gibt keinen Hinweis auf Hersteller oder Baujahr, nur die Typenbezeichnung (Bild 4):

ZB06

Auch auf der Sprechkapsel und den Magneten in der Hörmuschel (Bilder 5-6) sind nur wenig Informationen zu finden:

C.L. D.R.P.    [Firmenkürzel Carl Lorenz AG?]
W33 ZB    ["ZB" ist "durchgestrichen" :-)]
(2) J 9.36    [Datum Überprüfung]
S    [Kenne ich schon von einer anderen Sprechkapsel...]

Auf den Magneten der Hörmuschel stehen nur die kaum noch zu lesenden Spulendaten.


Nummernschalter:
==============
Außer dem Richard & Bosse - Logo (Bild 7) gibt es noch:

DIN    [Findet man immer mal auf Telefonkomponenten so um 1930]
LR    [Spritzgußwerk L. Rohrbach & Co. GmbH]


Induktor:
=======
Wie so oft ist die Schrift auf der Papierschutzhülse durch Ablagerungen kaum noch lesbar. Immerhin erkennt man (Bilder 8-10):

R    [Unter derm Querstrich scheint noch etwas zu stehen, Firmenlogo?]
Z.B.21    [Induktortyp]
9/32    [Produktionsdatum? So spät noch ein Induktor?]


Wecker:
======
Die Spulendaten und weitere Informationen kann man gut ablesen (Bild 11):

750-11000-0,13 CuL    [Spulendaten]
Bv.V.Sa 19/24    [Verwendung für ZB/SA 19/24?]
St & Co.    [Firma, evtl. Stöcker Telegraphenwerke (Leipzig)?]


Kondensator:
=========
Ist noch von 1932 und funktioniert einigermaßen (Bilder 12-13) :-):

1 muF 5.32    [Kapazität und Herstellungsdatum]
A1    [??]
(Logo)    [Zwietusch]
Ko. ko. 27a2    [??]
Ko. Bv. 38a    [??]
gepr. m.650V-    [Prüfdaten]
31 E    [Steht auf Bodenfläche]


Widerstand:
=========
Schlecht zu lesen aber immerhin (Bilder 14-15):

100Ohm 200    [Widerstand und evtl. Windungszahl]
0,25 Wd. L.S    [??]
biff    [Bifilar gewickelt, abgekürzt mit biff :-)]
B. & C.    [Firmenkürzel evtl. Biedermann & Czarnikow?]


Hoffentlich habe ich jetzt nichts vergessen :-). Vielleicht weiß ja jemand etwas zu den Fragezeichen...

Auch dieser Apparat ist also ein buntes Sammelsurium von Teilen verschiedener Firmen, aber immerhin scheint er seit 1932 oder so nicht mehr verändert worden zu sein und das ist ja schon mal was :-).

Gruß Ralph




BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  13.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Thomas Göbel vom 13.08.2016!  Zum Bezugstext

Hallo Thomas,

das sind ja zwei hochinteressante Informationen, vielen Dank!

An der Bodenplatte, äh Rückwand meines W28 Wand ist auch so eine dreistellige Nummer (310) eingeschlagen, allerdings auch nur dort...

Das mit den Tischlerschraubendrehern werde ich mal verfolgen, vielen Dank für diesen Tipp.

Gruß Ralph
Thomas Göbel
thomas.goebelpriteg.de
(Mailadresse bestätigt)

  13.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von BattleToad vom 12.08.2016!  Zum Bezugstext

Zum Thema "Schlitze von Schrauben/Schraubendreher": Ralph bemerkt richtig, daß die Schlitze von Schrauben früher viel enger waren. Wer einmal einen alten Tischlerschraubendreher in der Hand gehabt (mit Holzgriff), war sicher erstaunt über die messerscharfe Klinge! Der Handwerker hat sich diese selbst zugeschliffen. Das war möglich, weil es damals noch keinen China-Stahl gab, der entweder grenzwertig gehärtet ist und entsprechend leicht bricht oder aber mit bloßen Händen biegbar ist. Solche Tischler-Schraubendreher gibt es übrigens noch im Handwerksbedarf-Handel. Dazu ein kleiner Schleifbock und ran an die alten Schrauben...
Thomas Göbel
thomas.goebelpriteg.de
(Mailadresse bestätigt)

  13.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von BattleToad vom 12.08.2016!  Zum Bezugstext

Zum Thema "850": Der Bau von Apparaten war früher ein Manufaktur-Prozeß: Einzelteile wurden beim Zusammenbau noch leicht modifiziert, damit alles passte. Damit waren sie nicht mehr untereinander austauschbar und wurden mit Schlagzahlen markiert, damit es bei späteren Reparaturen/Revisionen kein Durcheinander gab. Wer einmal versucht hat, aus mehreren ZB06er Handapparaten einen "guten" zusammenzustellen, weiß, wovon ich spreche: Hier passt nichts zusammen, ein Austausch von Einzelteilen ist in aller Regel unmöglich. Diese Manufaktur-Fertigung war bei den Holzgehäusen noch ausgeprägter; sie wird sich wohl mit dem Aufkommen der W28 verloren haben.
BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  12.08.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

der Zustand meines ZB/SA 19 ist dergestalt: Macht man ihn auf und berührt etwas hat man sofort schmierige Finger. Natürlich hat das ganze Fett auch einiges an Staub und Dreck eingefangen und der Apparat sieht dementsprechend aus. An sich scheinen die Komponenten aber gar nicht so schlecht zu sein, vielleicht sogar *wegen* der ganzen Schmiere.

Ich persönlich bevorzuge allerdings wenn ich mir nicht nach jedem Berühren die Hände waschen muss und somit gab es Handlungsbedarf. Normalerweise montiere ich alles von der Bodenplatte ab, was allerdings nicht immer ohne Löten möglich ist. Beim ZB/SA 19 bekommt man aber alles problemlos abgeschraubt (Bilder 1-2). Den Kondensator, den Induktor und den Gabelumschalter habe ich an der Montagewand gelassen denn ich hatte den Eindruck dass der GU beim Abschrauben in seine Einzelteile zerfällt. In das präzise wirkende Hebelwerk (es erinnert an eine mechanische Schreibmaschine) wollte ich auch nicht eingreifen - die Reinigung und die notwendigen Reparaturen ließen sich auch so gut durchführen.

Bei der weiteren Demontage zeigte sich unerwarteterweise...

...der ZB/SA 19 hat nicht nur eine Bodenplatte sondern zwei! Es gibt die eigentliche Bodenplatte (Bilder 3-4) auf der alles festgeschraubt ist und eine Art Überwurfhaube (Bilder 5-6). Zwischen beiden bewegt sich ein Schieberchen (Bild 7) durch welches der lange Hebel zum Öffnen des Gehäuses gesteckt wird. Auf diese Weise gibt es dort keine Öffnung durch die Dreck oder unerwünschte Bewohner eindringen können. Nach dem Zerlegen kann man die Oberseite des Pappschildes sehen (Bild 3) welches mit zwei Nieten an der Bodenplatte befestigt ist. Schön dass es noch vorhanden ist, bei anderen Apparaten die ich mir angeschaut hatte gab es nur noch Fetzen. So sehen die Gehäuseteile nach vorsichtigem Reinigen mit Spülwasser aus (Bilder 3-6,8). Die leichte Korrosion an den Splinten des Gelenks der NS-Halterung habe ich mit Flugrostentferner / Feinöl behandelt.

So wird alles wieder zusammengesetzt:

- Bodenplatte ohne Schieber (Bild 9)
- mit Schieber (Bild 10)
- mit Überwurfhaube (Bild 11)

Nach dem Anschrauben der Montagewand und der Komponenten hält dann alles wieder zusammen (Bilder 12-14). Schließlich habe ich noch den Schildchenhalter entfernt und gereinigt (Bild 15). Das war gar nicht so einfach, denn die beiden kleinen Schrauben haben so enge Schlitze dass dort kein üblicher Schraubendreher hineinpasst (selbst Messerklingen sind nicht dünn genug). Tatsächlich hat der Apparat sogar größere Schrauben mit ähnlich engen Schlitzen zum Befestigen der kleinen Rückwand bei den Weckerglocken. Was haben die Fernmeldetechniker früher gemacht? Ich jedenfalls besitze glücklicherweise dieses Gerät hier (Bilder 16-18). Das ist zwar eigentlich zum Trimmen von kleinen Potentiometern gedacht, aber damit bin ich einigermaßen zurechtgekommen. In das Rähmchen habe ich die auf Klarsichtfolie gedruckte Typenbezeichnung gesteckt (Bild 19), das möglicherweise fast 100 Jahre alte Pappschildchen habe ich selbstverständlich nicht vollgemalt :-).

Interessanterweise ist auf der/n Bodenplatte(n) und auf allen Montageteilen wie z.B. der Halterung für den Weckerklöppel die Nummer "850" eingeschlagen. Ich vermute mal dass diese "850" keine Seriennummer ist und ich einen nummerngleichen Apparat erwischt habe :-). Ich denke, es handelt sich eher um einen Modellcode der evtl. für alle ZB/SA 19 gleich ist.  

In Kenntnis des raffinierten Innenlebens des ZB/SA 24 hatte ich bei einem ZB/SA 19 deutlich gröbere Technik erwartet. Doch keineswegs, auch hier sieht die Mechanik aus als käme sie aus einer Schreibmaschine. Im Vergleich mit dem ZB/SA 24 sind die Funktionen nicht so geschickt zusammengefasst und die Bauweise ist nicht so kompakt. Dafür ist alles höchst "wertig" und detailverliebt hergestellt, siehe das Schieberchen für den Entriegelungshebel, die Splinte, die aufwändige Konstruktion der Bodenplatte oder die komplizierte aber praktische Befestigung der Gabel. Charakterisiert man die Konstruktionen

ZB/SA 19 => ZB/SA 24 => W 28

könnte man vielleicht sagen:

"Kompromisslos hochwertig" => "Hochwertig und ökonomisch" => "Gut und preiswert mit Raum für weitere Preis/Leistungs - Optimierungen" :-).

Gruß Ralph





BattleToad
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  08.08.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

Unliebsame Überraschung Nr.2: Wecker defekt

Vor dem Aufarbeiten wollte ich den Apparat schon mal klingeln hören:

- Apparat öffnen
- Weckerglocken so justieren dass sie bei manuellem Bewegen des Klöppels schön klingen
- Einen OB - Apparat (OB60) als Ruftongenerator von a/b zu a/b anschließen
- Gefühlvoll kurbeln

Nichts...

Jedes Mal fällt mir erst hinterher ein dass die Kontakte des Gabelumschalters unterbrochen sein müssen (der Handapparat ist sozusagen aufgelegt). Mit Papierstreifchen habe ich am GU für die Unterbrechung der Kontakte gesorgt und erneut gekurbelt:

Nichts (o.k., leichtes Zittern des Klöppels)...

Au Weia. Na schön, ich musste also die Weckerspulen mit dem Multimeter prüfen. Die von vorn gesehen linke Spule war mit ca. 700 Ohm in Ordnung. Die rechte Spule hatte einen Kurzschluss... Moment, besser wieder die GU - Kontakte trennen! Jetzt hatte die rechte Spule keinen Kurzschluss mehr sondern eine Unterbrechung :-(. Das war zwar auch ärgerlich aber immerhin besser als ein Kurzschluss. Ein "Schluss" in der Spule kann irgendwo innerhalb der der Wicklung liegen und wäre ohne Neuwickeln kaum zu beheben. Prinzipiell kann zwar auch die Unterbrechung irgendwo in der Wicklung sein, wahrscheinlich findet man sie aber in der Nähe der Lötanschlüsse.

Am Apparat montiert sind viele Komponenten im Weg (Bild 1) und man hat kaum eine Chance die Lötanschlüsse zu inspizieren geschweige denn mit einem Lötkolben heranzukommen. Erfreulicherweise lässt sich der Kabelbaum mitsamt Komponenten gut von der Bodenplatte trennen (Bild 2). Die Klöppeleinheit ist gewissermaßen ein separates Modul (Bild 3) und die Weckerspulen können schön freigelegt werden (Bild 4). Trotzdem war die Inspektion der Lötanschlüsse schwierig weil Schutzpapier die Sicht auf die Drähtchen verhinderte. Da ich die Spule so unverändert wie möglich lassen wollte musste ich lange und angestrengt suchen bis ich endlich beide Drähtchen entdeckt hatte. Eine Messung an den Drahtenden bestätigte, dass die Wicklung an sich noch intakt war (ca. 700 Ohm) - Gott sei Dank! Von vorn gesehen war der Draht unten rechts abgerissen.

Die Lötanschlüsse der Weckerspulen und auch des Kondensators haben jeweils zwei Anschlusshörner (Bild 5), ein großes zum Anlöten des Kabelbaums und ein kleines für die internen Drähtchen. Mit einem Zahnstocher habe ich das abgerissene Ende vorsichtig wieder an das kurze Horn des Lötanschlusses herangeführt bis es dort die Lötperle berührte. Mit dem Lötkolben kam ich gut "von hinten" heran und konnte mit der Lötspitze gleichzeitig das Drahtende berühren und dabei die Lötperle aufschmelzen. Jetzt ist das abgerissene Drahtende wieder angelötet und der Wecker funktioniert wie er soll! Mich freut besonders dass keine Spuren dieser Reparatur zu sehen sind außer dass der Lötpunkt jetzt wieder glänzt (Bild 6). Ich hatte ihn sowieso mit Isopropanol von Korrosionsablagerungen befreien müssen weil das Löten sonst nicht funktioniert hätte.

Natürlich habe ich mich gefragt warum die rechte Weckerspule bei abgenommenem HA kurzgeschlossen wird. Ich denke mal so: Bei abgenommenem HA funktioniert der Wecker als Bypass- Widerstand, der verhindern soll, das die Spratzer einer schlechten Sprechkapsel die Verbindung abreißen lassen. 1400 Ohm sind als Widerstand wahrscheinlich zu viel um die Verbindung zu halten, mit 700 Ohm geht es aber. Spätere Modelle haben Weckerspulen von ca. 300 Ohm, da sind die 600 Ohm des gesamten Weckers o.k..

Auf den Spulen steht übrigens "St. & Co." (Bild 7). Steht das für Stöcker Telegraphenwerke (Leipzig)? Robert Stock (Berlin) wäre ja R.St. & Co.? Selbst wenn ich irgendwann mal eine passende Ersatzspule hätte auftreiben können wäre es doch schade gewesen dieses Paar zu trennen, nicht wahr?

@Ralf:
Mit schwächelnden Permanentmagneten an der Klöppelwippe (die meinst Du doch?) habe ich offenbar keine Probleme, nach der Reparatur der Spule funktioniert der Wecker ganz normal und ist auch laut.

Gruß Ralph



BattleToad
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  07.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von www.erel.de vom 07.08.2016!  Zum Bezugstext

Hallo Ralf,

dass erel für R.L. und damit für die Anfangsbuchstaben Deines Namens steht war mir bereits bewusst, aber trotzdem danke für den Hinweis :-).

Das mit dem Einstellen ist etwas schwer zu erklären, ein sauberes "Klack" und dann ist die Membrane frei habe ich nicht hinbekommen. Vielmehr war es so:

- Membrane liegt auf: Man hört nichts

- Membrane liegt nicht mehr auf, aber beim Schwingen nach unten schlägt sie gegen die Magnete ohne klebezubleiben. Das gibt ein scharfes "sägendes" Geräusch, wie wenn ein Bierdeckel gegen Fahrradspeichen schlägt :-). In der Tat handelt es sich um starke Verzerrungen, aber bisher habe ich mir nur den Sinuston des Funktionsgenerators angehört.

- Membrane schwingt vollkommen frei: Der Ton ist jetzt nicht mehr verzerrt aber leiser weil das mechanische Schlagen wegfällt.

Über den Wecker bereite ich gerade ein eigenes Posting vor, da verrate ich mal noch nichts...

Ich kann übrigens den lauten Zustand durch passendes Justieren wiederherstellen, das Ausbauen scheint die Magnete nicht weiter geschwächt zu haben.

Gruß Ralph
www.erel.de
erelerel.de
(gute Seele des Forums)

  07.08.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von BattleToad vom 06.08.2016!  Zum Bezugstext

Wie immer, sehr interessant, Ralph.

Eine Frage:  WIE hast Du den Fernhörer mittels Funktionsgenerator justiert?

Die übliche  Methode (wie bereits beschrieben) wäre ja:
1. Sicherungsring lösen
2. Hörmuschel mit Membran 'reinschrauben, bis letztere an den Magneten anliegt
3. vorsichtig soweit zurückdrehen, bis die Membran mit hörbarem Knack von den Magneten abspringt
4. Sicherungsring anziehen.
Deine Erklärung für die ursprünglich höhere Lautstärke scheint insofern überraschend, als daß in jenem Fall entweder ein sehr schlechter Wirkungsgrad (=leise) oder deutlich höhere Verzerrungen zu erwarten wären.
Es ist immer etwas riskant, (alte) Magnetsysteme zu zerlegen, sie verlieren stets beim Wiedezusammenbau etwas an Stärke ("dafür" könnte man sie aber auch wieder magnetisieren)...

Interessant wäre zu erfahren, wie gut der Wecker anspricht, meine 19er Apparate sind leider sehr unempfindlich geworden.

Sommerliche Grüße
Ralf
www.erel.de

PS: falls sich jemand übrigens über meine "komische" Webadresse wundert: es sind einfach die Anfangsbuchstaben meines Namens, ähnlich wie DeTeWe oder KaDeWe, also richtig eigentlich ErEl ;-)
BattleToad
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(Mailadresse bestätigt)

  06.08.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

in diesem Posting geht es um den Handapparat ZB06.

Ausgehend von meinen Erfahrungen mit dem HA meines ZB/SA 24 (heißt der ZB24?) hatte ich befürchtet, dass sich der ZB06 genauso schlecht zerlegen lässt und die Aufarbeitung sich entsprechend umständlich gestaltet. Erfreulicherweise ist das nicht der Fall. Die Mikrofonkapsel (eine schöne große, siehe Bilder 1-2) ist ja sowieso herausnehmbar und auch die Elektromagnete in der Hörmuschel sind nicht mit den Anschlüssen verlötet. Dementsprechend lässt sich die ganze Einheit problemlos entfernen (Bilder 3-4). Witzigerweise sitzen die Magnete etwas zur Symmetrieebene des Handapparates verdreht, die roten Kreise in Bild 4 zeigen mit welchen der vier Schrauben die Magnete in der Kapsel befestigt sind, die anderen beiden halten nur die Eisenlamellen zusammen. Die Anschlussschnur ist oben auf der Sprechmuschel verschraubt (Bild 5). Die Schutzkappe (Bild 6) wird mit einer Kunststoffschraube arretiert, die im laufe der letzten knapp 100 Jahre leider ziemlich verdorben wurde. Nicht jeder hat offenbar die Geduld und sucht lange nach dem richtigen Schraubendreher - da wird einfach das nächste Beste reingewürgt - sehr schade.

Hör- und Sprechmuschel sind am Griff ebenfalls verschraubt und leicht abnehmbar. Bleibt also noch die Griffstange. Zunächst scheint die Ebonithülse mit immerhin 4 kleinen Schrauben befestigt zu sein - tatsächlich halten diese Schrauben aber auch die beiden Endstücke. Nach dem Lösen dieser 4 Schrauben können die Endstücke herausgezogen werden und der Handapparat zerfällt in 7 größere (Bild 7) und jede Menge Kleinteile (Bilder 8-9). Man sieht auch (Bild 8) dass die Anschlussbolzen der Sprechmuschel abschraubbar sind, wodurch sich die innere und die obere Pertinaxscheibe abnehmen lassen. Eine Zugschnur braucht man nicht - die beiden Verbindungsdrähte (Bild 9) zwischen Sprech- und Hörkapsel können überall einfach durchgeschoben werden.

Alle Metallteile lassen sich jetzt prima wie in einem früheren Posting beschrieben einzeln bearbeiten (Bilder 10-11). An dieser Stelle möchte ich vier lustige Besonderheiten vorstellen, die zeigen, mit wie viel Liebe zum Detail der ZB06 konstruiert wurde:

Zugentlastung:
===========
Die Zugentlastung für das HA-Kabel (Bild 12) liegt außen und ist daher leicht zugänglich. Von der Schelle aus geht ein Stift durch die Sprechmuschel und greift unten in eine Aussparung in der kleinen Befestigungsplatte. Alles ist so platziert dass es nur in einer Richtung passt und man sich keine Orientierung merken muss.

Klemmblech:
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Die Sprechkapsel wird in der Sprechmuschel durch eine Blechzunge festgeklemmt (Bild 13). Man erkennt an der Befestigungsschraube einen winzigen Stift, der durch ein winziges Loch in der Blechzunge geht und in ein winziges Loch in der Pertinaxplatte greift (Bild 14). Auf diese Weise ist die Blechzunge arretiert und kann sich nicht verdrehen.

Zentralkontakt:
===========
Der zweite Anschluss der Sprechkapsel (der mit der Spiralfeder) drückt gegen einen verstellbaren Kontaktpin im Mittelpunkt der Sprechmuschel (Bild 14). Dieser ist ausgesprochen wertig gefertigt und sehr komfortabel zu verstellen.

Splint:
=====
Die kleine Arretierungsschraube für den Konterring an der Hörkapsel wird durch einen sehr kleinen Splint (Bild 15) vor dem Herausdrehen gesichert. Dieses ist eine Sicherung auf Ebene 3: Es ist die Sicherung (Splint) der Sicherung (Arretierungsschraube) der Sicherung (Konterring) der Hörmuschelkappe :-).

So sieht der ZB06 nach der Aufarbeitung aus (Bilder 16-19). Die Einsprache und das Hörnchen wurden natürlich ebenfalls gepflegt (Bild 20) und dann in Sicherheit gebracht bis der Apparat fertig ist. Zum Schluss habe ich noch die Hörmuschelkappe mittels Funktionsgenerator justiert (Bild 21). Für alle Fälle hatte ich die Hörmuschel schon vor dem Auseinandernehmen getestet und war überrascht wie laut sie war. Nach dem Zusammenbau ist sie viel leiser, und ich weiß auch warum: Vor dem Auseinanderbauen schlug die Membran an die Magnete wodurch natürlich laute Oberschwingungen entstehen. Jetzt schwingt die Membran frei und ist leise, wahrscheinlich wegen schwächelnder Permanentmagnete.

Gruß Ralph






BattleToad
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  01.08.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

Unliebsame Überraschung Nr.1: Kabelbruch

Beim Auseinandernehmen eines Apparates teste ich natürlich die einzelnen abgebauten Komponenten, denn auf diese Weise kann man eventuelle Fehler schnell eingrenzen. Beim Handapparat wurde ich sofort fündig: Ein Anschluss zu den Elektromagneten in der Hörmuschel hatte keine Verbindung. Schuld war eine gebrochene Ader im HA-Kabel :-(.

Das ist gewissermaßen Glück im Unglück denn an ein anderes Kabel kommt man sicher irgendwie heran. Allerdings wollte ich erst einmal versuchen ob ich mein Kabel nicht irgendwie retten kann. Wenn man nicht sehr viel Pech hat sind Kabelbrüche ja nicht irgendwo, sie sind an den Knickstellen (und wahrscheinlich an der Handapparateseite). Nun hat dieses Kabel eine Art Garnknubbel als Zugentlastung. Das funktioniert prima bei Bakelit - HAs wie z.B. dem vom W28 und wird dort anstelle einer Knickschutztülle verwendet. Für den Handapparat ZB06 ist diese Methode allerdings denkbar ungeeignet, denn hier ist der Knubbel für das Kabel nur eine zusätzliche Belastung.

Das war meine Vorgehensweise zur Lokalisierung des Bruchs:

Ich habe mein Multimeter (Durchgangsprüferfunktion) mit zwei Krokodilklemmen bestückt. Eine Klemme habe ich an einen Gabelschuh der defekten Ader angeschlossen, an die andere Klemme kam eine Stecknadel :-). Mit dieser Stecknadel kann man schön durch die Stoffummantelung der Ader pieken ohne diese zu beschädigen. Zusätzlich habe ich natürlich die üblichen Biegeversuche gemacht. Prompt stellte sich heraus dass der Bruch genau hinter dem Knubbel lag.

Mit etwas Glück konnte ich beide Endstücke so weit freilegen dass die Reparatur durch eine Lötperle denkbar war. Mit viel Mut habe ich meinen Lötkolben (schwach, 15W) in Betrieb gesetzt und war auf viel Gestank beim "Braten" gefasst. Gar nicht! Das Gewebe welches damals zur Ummantelung genommen wurde ist offenbar sehr hitzebeständig und feuerfest, es hat sich nicht einmal verfärbt. Einerseits cool, andererseits möchte ich nicht drüber nachdenken woraus das Zeug besteht :-D.

In Bild 1 kann man die Lötperle erahnen und die Ader ist auch wieder durchgängig. Zwecks Isolation und auch der Optik halber habe ich die Stelle mit etwas Zwirn umwickelt (Bild 2). Das Kabel ist gerettet, es sieht auch noch (naja, halbwegs) gut aus, was will man mehr?

Gruß Ralph


BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  29.07.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Sammler vom 28.07.2016!  Zum Bezugstext

Hallo Rene,

danke dass Du mich wieder dran erinnerst, ich hatte es schon fast verdrängt :-).

Tatsächlich habe ich lange im Vorfeld überlegt ob ich den Apparat mit Beikasten will. Leider weiß ich über die Geschichte des ZB/SA 19 nicht allzu viel, aber dass der Beikasten zusammen mit dem großen Induktor die Ursprungskonfiguration ist habe ich mir schon gedacht. Ich meine mich auch zu erinnern dass die F-Variante ein von der RTV (oder schon RP) vorgenommener systematischer Umbau war bei dem der Kondensator in den Apparat verlegt und die Funkenlöschung hinzugefügt wurde. Kennst Du (oder Ihr) dazu Online - Quellen bzw. Literatur?

Beim Verkäufer vor Ort muss man sich unter Zeitdruck entscheiden, und da habe ich den in sich wohl halbwegs stimmigen F-Umbau genommen und nicht den anderen. Bei dem mochte ich den Handapparat (der ist das österreichische Element?) und den NS nicht. Wenn ich mich recht erinnere war auch die Mechanik etwas ausgeleiert und der Sperrhebel für den NS fehlte ganz, oder hatten die frühen Varianten des ZB/SA 19 gar keinen?

Ich hätte gern beide Apparate genommen, aber auch so habe ich das Donnerwetter zu Hause nur gerade eben überlebt :-). Es wird wie so oft im Leben sein, man fragt sich hinterher ob die Entscheidung richtig war... Noch stehe ich aber dazu, obwohl sich herausgestellt hat, dass mein Apparat an einigen Stellen defekt zu sein scheint. Aber das kriegen wir später...

Danke für Deine Tipps zur Aufarbeitung. Eine Poliermaschine besitze ich gar nicht, das war alles Handarbeit mit einem Wolltuch nach dem Motto "So viel wie nötig und so wenig wie möglich". Statt der Spülmaschine nehme ich doch lieber das Spülbecken, so hat ja Mutti noch getan und man kann das Saubermachen auch besser kontrollieren.

Gruß Ralph
Sammler
(Mailadresse bestätigt)

  28.07.2016
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von BattleToad vom 27.07.2016!  Zum Bezugstext


Hörergriffstück würde ich nie per Maschine polieren, die Konturen gehen verloren. Auch nicht nur Polierpaste benutzen, denn ein gewisser Abhub muß nun mal sein, soll er wieder schwarz werden. Nasschleifpapier in ganz kleiner Körnung und per Hand gemacht. Danach per Hand poliert.


Mal zu den Teilen. Gut macht sich der normale Geschirrspüler. Da passiert nix, das geht prima, um den Dreck der Jahrzehnte zu entfernen. Man muß keinen chemischen Aufstand veranstalten. Sicher muß auch da dann evtl. leicht nachpoliert werden. Pflegen kann man sowas dann, da es sowieso wieder anläuft, mit Edelstahlpflegemittel. Aber OHNE Schmirgelpartikel. Ich mache das auch so, das ist ein Schaum, den man dann nachpoliert. Im Übrigen sind auch Stoffhörerkabel oder Gummikabel im Spüler gut aufgehoben. Besser als jede Waschmaschine, die drehend agiert.
Ich hätte auf alle Fälle eher den anderen Apparat genommen, das scheint anhand der Ziffernscheibe und des Handapparates aber eher ein Österreicher zu sein. Oder er wurde mit 2 falschen Teilen ergänzt, was leicht zu beheben wäre. Zumindest gehört original an den ZBSA19 ein Beikasten, so wie da abgebildet, wo auch der Kondensator drin ist. Die mit Kondensator innen, N30 Nummernschalter sind alle (soweit gesehen) Umrüstungen aus den 30er Jahren, siehe Bodenschild. Und oftmals auch damals nachlackiert worden, das sieht man schön, wenn man sich an einer Stelle mal wundert, wieso drunter auch schwarz ist.............
BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  27.07.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

in den letzten Tagen habe ich mich um die optische Aufarbeitung der außenliegenden Teile wie Handapparat, Fingerlochscheibe, Weckerglocken und Gabel gekümmert. Abhängig vom Zustand des Apparates versuche ich immer die Verfahren meinem Kenntnisstand und meinen Fähigkeiten entsprechend anzupassen was dieses Mal so aussieht:

Bakelit:
======
Gibt es an diesem Telefon offenbar nicht. Nur das Klemmbrett ist aus Kunststoff, der scheint aber kein Bakelit zu sein.

Ebonit:
=====
Der Griff am HA und die Kappe der Hörmuschel sind (glaube ich) aus diesem Material. Letztere sieht gut aus und hat keine Schwefelausblühungen, der Griff dagegen ist stark vergilbt (Bild 1). Die Hörmuschelkappe habe ich vorsichtig mit Spülwasser gereinigt und anschließend mit Feinöl konserviert und so noch schöner gemacht. Den Handgriff habe ich behandelt wie letztens den von meinem ZB/SA 24:

- Mehrere Polierdurchgänge mit Scheuermilch (ja, polieren, anders geht es bei Ebonit wohl nicht) => halbwegs gleichmäßig helles Rehbraun.
- Mehrmals mit Ammoniak eingerieben und länger wirken lassen => gleichmäßiges dunkleres Rehbraun.
- Zwei Poierdurchgänge mit Chrompolitur => gleichmäßiges noch dunkleres Rehbraun.
- Abschließendes Einreiben mit dünnflüssigem Feinöl => Pechschwarz.

Ich habe geglaubt ich sehe nicht richtig, ein so gutes Ergebnis hatte ich nicht erwartet und bei meinem ZB/SA 24 auch nicht erzielt. Ich weiß nicht ob das an der intensiveren Ammoniakbehandlung liegt und ich denke auch nicht dass das für die Ewigkeit so gut bleibt, aber momentan bin ich hochzufrieden (Bild 2) :-).

Nickel:
=====
Bisher habe ich vernickelte Teile vorsichtig mit Chrompolitur zu behandelt, dieses Mal ist die Vernickelung allerdings schon recht abgetragen und teilweise verschwunden, da bin ich lieber anders vorgegangen.

- Grundreinigung mit Spülwasser.
- Wenn nötig Behandlung mit Flugrostentferner, also nicht bei Teilen mit Messinggrundlage.
- Behandlung mit verdünnter Zitronensäure (Bioentkalker), kalt "as is" oder verdünnt mit kochendem Wasser. Entfernt Ablagerungen und Oxydschichten.
  Vorsicht bei Stempeln und Aufdrucken!
- Abspülen und Neutralisieren mit Spülwasser.
- Konservieren mit dünnflüssigem Feinöl.

Das Ergebnis ist gewöhnlich sehr zufriedenstellend, die Weckerglocken z.B. hatten leichte Korrosionsstellen die jetzt sehr in den Hintergrund treten und fast nicht mehr zu sehen sind (Bild 3). Die zentrale Befestigungsschraube für die Fingerlochscheibe und ihre Unterlegscheibe sind nicht mehr schmodderig grau (Bild 4) sondern man erkennt nun das Material (Bild 5, die Fingerlochscheibe selbst war vorher schon ziemlich gut). Auch die vernickelten Teile des Handapparates haben jetzt nicht mehr diese leicht korrodiert- schmierige Anmutung (Bild 1) sondern wirken trotz Gebrauchsspuren schön gepflegt (Bilder 6-7). Insgesamt verändert sich das Aussehen der Teile von "angeranzt" in "edle Alterung".

Nicht immer hatte ich mit meiner Aufarbeitung den gewünschten Erfolg. Die Gabel sah ohnehin schon ziemlich schlecht aus (Bild 8) weil die Vernickelung fast vollständig verschwunden war und sich großflächig Korrosion breitgemacht hatte. Im Gegensatz zu den anderen Teilen wird nach der Säuberung der unschöne Zustand noch betont (Bild 9) :-(. Hier hilft nur noch vernickeln lassen | Austausch | mit dem Zustand leben :-).

Gruß Ralph



BattleToad
supertoadweb.de
(Mailadresse bestätigt)

  20.07.2016

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ehe es mit dem Aufarbeiten richtig los geht möchte ich Euch die Verriegelungsmechanik im Detail vorstellen.

zunächst gibt es den langen Sperrhebel der sich um eine Achse an der großen Montageplatte dreht und vom Boden bis zum Andockpunkt der Gabel reicht. In Bild 1 sieht man wie das obere Ende dieses Hebels in eine Nut der Andockplatte einrastet. Betätigt man diesen Hebel unter der Bodenplatte kippt er aus der Nut heraus (Bild 2). Auf diesem Bild sind auch zwei Krampen zu sehen welche bei aufgesetzter Gabel um deren Bodenscheibe greifen. Eine dritte Krampe sitzt an der Gabel selbst (Bild 3) und greift umgekehrt um die Andockplatte, so dass es insgesamt drei Befestigungspunkte gibt.

Beim Aufsetzen der Gabel passiert folgendes:

- Zu jeder Krampe gibt es eine Aussparung in der Andockplatte oder der Bodenscheibe der Gabel (Bild 4). Beim Aufsetzen (Bild 5) geht natürlich die Gabelachse durch das zentrale Loch, damit sie das Hebelwerk betätigen kann. Die Feder für die Gabel sitzt übrigens nicht im Apparat sondern im Unterteil der Gabel selbst. Ein nettes Detail ist auch der Splint an der Rändelschraube zum Arretieren des Nummernschalters (z.B. Bild 4). Dieser Splint verhindert dass man diese Rändelschraube ganz herausdreht und verliert.

- Nach dem Festdrehen der Gabel fassen die drei Krampen (zwei davon sieht man in Bild 6) und der Sperrhebel schnappt in die beiden Nute der Andockplatte und der Bodenscheibe der Gabel, die natürlich dann übereinanderliegen (Bild 7). In Bild 3 ist gut zu sehen dass die Bodenscheibe der Gabel an dieser Stelle so gerundet ist dass der Sperrhebel vor dem Einschnappen automatisch aufgeschoben wird und nicht von Hand betätigt werden muss.

Ähnlich wie beim ZB/SA 24 hat man hier ein stabiles Befestigungssystem das den ganzen Apparat über die massive Montageplatte verbindet. Die Gehäusehaube ist bei der Verteilung der Kräfte gar nicht involviert und es ist bestimmt kein Problem den Apparat an der Gabel herumzutragen. Nachdem ich den ZB/SA 24 gesehen hatte habe ich nicht erwartet beim ZB/SA 19 ein ähnlich raffiniertes Befestigungssystem vorzufinden. Respekt an die Entwicklungsingenieure! Von denen wird hier wohl kaum noch einer mitlesen, denn die Entwicklung des ZB/SA 19 hat deutlich vor 1919 stattgefunden und nur der Erste Weltkrieg hat die RTV - Einführung bis 1919 verzögert. Die Konstruktion des ZB/SA 24 leistet fast dasselbe trotz seiner deutlich einfacheren und kompakteren Bauweise.

Gruß Ralph






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