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Kategorie: > Telefone 1930 bis 1967
Auf wann datiert der jüngste West-W38?
numerobis4711
(Mailadresse bestätigt)

  13.01.2021

Erst heute ist in der Bucht mal wieder eine Auktion abgelaufen mit einem elfenbeinfarbenen Nebenstellen-W48 (Fg tist 5b), der aber die zweiteilige Einsprache des Modell 36 hatte. Vor einiger Zeit war schonmal so ein Telefon dabei, es war wohl aber nicht dasselbe Gerät, das heutige ist in schlechterem Zustand, so viel erinnere ich mich noch.

Gut, bei Siemens wird man auf Bestellung bestimmt vieles bekommen haben, eben auch W48 mit zweiteiliger Einsprache. Nur weil die Post darauf verzichtet hatte, mussten das Privatleute nicht auch tun. Von der Schaltung her steckt W48 drin, zumindest sehen der Kondensator und die Klemmenleiste nicht nach zuschaltbarer Leitungsnachbildung aus und der Widerstand hängt nicht am Gabelumschalter, auch wenn der Trennkeil pilzförmig ist, wie hier im Forum gerne schonmal als Indiz für den W38 angebracht wurde.

Mich fragt sich aber nun, wann wurde im Westen überhaupt aufgehört, den W38 zu bauen? Könnte es sein, dass mancher W48 in der Tat noch ein W38 ist? Ich rede nicht von FZA-Basteleien (da kursieren ja im Netz auch Fotos eines äußerlichen W48, worin man das Innenleben eines W28 eingepflanzt hat...). Das müsste im Einzelfall leicht feststellbar sein, wenn die Schaltung betrachtet wird.

Und die zweite Frage ist vielleicht intellektuell: Wann wird das Telefon zu dem, was es ist? Ich könnte das Modell 36 auch nehmen und in eine Konservendose einbauen, technisch bliebe es ein Modell 36 und das Gehäuse ist nur Ästhetik?  Das W48 wird auch nicht zum W38, wenn ich am Höhrer eine Kerbe feile und die zweiteilige Einsprache anschraube, also kommt es vorrangig auf das Innenleben an.

Vielleicht ist es auch Unsinn, was ich mir denke, falls ja, bremst mich.



Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 9
Stefan Roth
(Mailadresse bestätigt)

  29.01.2021

Ich habe einen Siemens W38 (Fg tist 242), der mit 11 F 5 datiert ist, also Bocholt, Mai 1950. Auch hier mit Doppelkondi, bei dem die 0,3-Klemmen nicht belegt sind.
Der Siemens W48mT (Nebenstelle) trägt die Bezeichnung 9 Fg tist 5b. Ich meine, auch hier schon Exemplare mit 11 F (1950) gesehen zu haben. 11 G (1951) gibt es definitiv, habe ich gehabt.
Norbert A.
nobby.agmx.de
(Mailadresse bestätigt)

  29.01.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von numerobis4711 vom 26.01.2021!  Zum Bezugstext

@numerobis4711

Wer Dir vielleicht brauchbaren Input geben könnte, ist Matthias Maetsch. Ich weiß allerdings nicht, ob der Mann noch lebt. Vor Jahren (etwa 2005) stellte er eine Seite ins Netz. Er begann mal damit, sie zu modernisieren, was leider nie geschah. Im Impressum stehen Kontaktdaten:

http://fernsprecher.de/impressum.htm

Ein Versuch ist es wert.

Gruß, Nobby
numerobis4711
(Mailadresse bestätigt)

  26.01.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Norbert A. vom 23.01.2021!  Zum Bezugstext

Den symbolischen Faktor sollte man nicht unterschätzen, da stimme ich dir zu.

Kurz nachdem ich meinen letzten Post veröffentlicht hatte, wurde ich durch die Tatsachen zunächst widerlegt, denn die 9 Fg wdst 5b (ob wdst oder tist ist letztlich nur eine Frage der Gehäuseform, oder? ;) )wurden auf den eingeklepten Stromlaufplänen ausdrücklich durch Siemens als W48 bezeichnet (und das, obwohl es sich um Nebenstellenapparate handelte).
Aber - der Zufall will es - derzeit läuft in der elektrischen Bucht mal wieder eine Auktion (edit: Nein, Sofortkauf...) eines angeblichen W48 von 1949, der unten klar als Fg tist 242 und mit DP gestempelt ist, formell also ein W38.  Glücklicherweise hat der Verkäufer das Innenleben brauchbar abgelichtet und siehe da:  Alle Merkmale, die man sonst dem W48 bzw. dem 9 fg tist 5b zuschreiben würde:
Stahlschrauben,
Presstoffplatine,
Widerstand am Kondensator
ohne veränderliche Leitungsnachbildung (zumindest nach Kondensator nicht auf den ersten Blick zu sehen, mir fehlen die 0,3uF)
aber mit dem Pilzkeil am Gabelschalter.

Bitte verstehe man mich nicht falsch, ich möchte niemandem auf den Schlips treten, aber ich sehe hier nicht dieselbe Zäsur wie beim W28/W38 oder W348/Fetap 611. Die alte Folklore von den Weisen aus dem Siemensland, die mit dem W48 dem ordnungswidrigen Gebastel der Nachkriegszeit ein Ende setzten, überzeugt mich nicht mehr.

Von den Metallglocken mal abgesehen (Ich denke ebenso, dass es nicht vorrangig um das Material, sondern dessen Bearbeitung ging, weshalb Pressglasglocken in der Kriegswirtschaft vorzugswürdig waren), ist nicht der Ost-W38 das abgespeckte Telefon der Kriegszeit, sondern der W48. Der Ost-W38 musste aufwendiger bleiben, indem viele Freileitungen die Leitungsnachbildung veränderlich erforderten. Die bakelitene Bodenplatte erachte ich nicht als Kind der Materialersparnis, sondern der Designverbesserung.

@Norbert A.: Die Kriegsmaschine hat alles Metall gefressen, da wurde bei Stahl nicht großartig unterschieden. Mir leuchtet noch nicht ganz ein, warum sonst überall jedem Bürger das Nirosta-Besteck für die Metallspende abgeschwatzt wurde, aber die ganz simple, stählerne Bodenplatte durfte bleiben; die Glocken mussten gehen, denn wenn die Kirche ihre Bronzeglocken herzugeben hatte, dann auch die Telefone ihre Stahlglocken? Mir kommt das einfach willkürlich vor.
Norbert A.
nobby.agmx.de
(Mailadresse bestätigt)

  23.01.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von numerobis4711 vom 20.01.2021!  Zum Bezugstext

Die Nummernschalter mit dem emaillierten Ziffernring aus Metall waren typisch für originale Siemens-Fertigungen. Diese wurden noch weit in den 1950er-Jahren auch bei div. Siemens-Nebenstellen-Apparaten eingesetzt.

Nun - warum hat man im Westen die alte Reichspostbezeichnung W38 nicht beibehalten? Vielleicht wollte man einfach mit den unseligen Zeiten abschließen und gab dem Kind (das im Prinzip nur der Zwillingsbruder war) einen neuen Namen. Der W48 wird heute ofter als "Wirtschaftswunder-Telefon" bezeichnet - ein Symbol, mit dem man die 1950er-Jahre und den Aufschwung identifiziert. Die zweiteilige Einsprache wurde aber meines Wissens bei der 48ern nicht mehr verwendet. Es flossen mit der Zeit auch Vereinfachungen wie der einspulige Wecker etc. mit ein.

Zwischen den einzelnen Telefonbaufirmen gab es auch kleinere Unterschiede (z.B. Klemmbrett, Gehäuseform). Krone z.B. hatte rundlichere Gehäusekanten wie Siemens, Bosse oder Reiner.

Der Stahl für die W38-Glocken zählte im Krieg wohl zum "höherwertigen Metall", die Grundplatte und sonstiges nicht.
numerobis4711
(Mailadresse bestätigt)

  20.01.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Norbert A. vom 14.01.2021!  Zum Bezugstext

In puncto "Friedensqualität" bin ich da mal auf einen Forumsbeitrag (https://wasser.de/telefon-alt/forum/index.pl?job=thema&tnr=100000000008726&seite=2&begriff=Wandapparat&tin=&kategorie=) gestoßen (Claus S., 16.7.2016), der die übliche Darstellung, es sei die Materialknappheit gewesen, die nach dem Krieg die Glasglocken hat weiter schrebbeln lassen, etwas aufräumt.
Zumal sich mir eine Sache nicht erschließt:
Warum wurde wegen Materialeinsparungen nur bei den Weckerschalen gespart, aber die Bodenplatten blieben metallen, es blieb beim Doppelspulenwecker und zB auch an den Nummernschaltern wurde nicht (wie später in West und Ost zugleich) der große Ziffernring aus Kunststoff gepresst?  Ich will nicht so recht glauben, dass man das Einsparpotential da verpennt hätte.
Mal abgesehen davon dürfte die Bodenplatte aus Bakelit auch mechanische Vorteile bieten, was die Kräfte angeht, die auf das Gehäuse wirken.  Ich denke da an Zugkräfte, falls der Apparat öfter bewegt wurde (Beim Modell 36 ist die Bodenplatte sogar dafür vorbereitet, auf einer Halterung festgeschraubt zu werden), aber auch an die ständige Ausdehnung des Metalls.  

Und wenn wir über Einsparungen reden, dann kann man den W48 wahrlich nicht als aufwendig im Verhältnis zur Kriegsversion des W38 bezeichnen, wenn schon die Schaltung vereinfacht wurde, aber auch äußerliche Einsparungen sichtbar sind:
-Einteilige Einsprache
-Einspulenwecker
-Großer Ziffernring aus Kunststoff
-Pertinax statt Klemmenblock
Ich wiederhole mal meine These:  Siemensens Nebenstellenapparat ist eigentlich ein W38 (oder steht diesem "traditionell" näher), wobei aus sachlichen Gründen die veränderliche Rückhördämpfung weggelassen wurde (weniger Freileitungen?) und aus Gründen der Kommunalität mit dem parallelen Herstellungsprozess "W48" für die Post einige Bauteile abgeändert wurden.  Wer wollte, konnte dann die zweiteilige Einsprache haben, oder nicht.
Hätte ich doch nur einen Beweis dafür...

Norbert A.
nobby.agmx.de
(Mailadresse bestätigt)

  14.01.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von numerobis4711 vom 13.01.2021!  Zum Bezugstext

Die Zeit unmittelbar nach dem Krieg war ziemlich wirr. Ordnung kam erst wieder rein (jedenfalls im Westen), nachdem die BRD 1949 und die Deutsche Bundespost ab 1950 gegründet wurde. Ich weiß nicht, ob nur Siemens & Halske den Nachkriegs-W38 produziert hat, der wohl nur eine Anknüpfung an das Vorkriegsmodell in "Friedensqualität" (ohne Alu- oder Glasglocken) war. Zwischendurch bekam die Firma SABA (Schwarzwälder Apparate Bau-Anstalt) von der alliierten Besatzungsmacht ein Kontingent, den W46 für die Deutsche Post zu bauen, der deswegen auch fast unbekannt ist, da aufgrund geringer Stückzahl nur wenig verbreitet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tischfernsprecher_W_46

Mutmaßlich gab es den W48 erst ab 1950 als Mietgerät, produziert von den damals existierenden Telefonbaufirmen. Es leben wohl nur noch wenig Postler, welche diese Zeiten mitgemacht haben. In der Fernsprecher-Literatur habe ich auch nie etwas genaues zum Zeitraum 1945-50 erfahren.

Ein Telefon war nach dem Krieg noch lamge Luxusgegenstand, nur wenig Privatleute hatten einen Anschluß. Zum Massenprodukt wandelte es sich erst ab der ersten Hälfte der 1970er-Jahre, mit dem ab 1963 angeschlossenen FeFAp 61.

Gruß, Nobby
numerobis4711
(Mailadresse bestätigt)

  13.01.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Norbert A. vom 13.01.2021!  Zum Bezugstext

(@Volkmar K.: Die Kontaktzinken am Gabelschalter sehen aber schon ziemlich mitgenommen aus... :( )


Klar, da wurde alles mögliche zusammengeschraubt, was irgendwie passte oder passend gemacht wurde, um wenigstens irgendwas zu haben. Die Frage, die mich aber beschäftigt, ist nicht die nach den unzählbaren Flickapparaten, das ist ein Thema für sich, sondern nach dem, was ab 1948/49 die Werke fabrikneu und vor allem katalogmäßig verlassen hat. Ich denke auch mal, dass spätestens gleichzeitig zur Währungsreform die Flickschusterei auch was das Fernmeldewesen anbelangte, aufgehört hat, von der Instandsetzung im FZA mal abgesehen.

Es ist nichts unübliches in der Serienindustrie, zwischen zeitlich abfolgenden Modellserien Überlappungszeiträume zu haben; das gibt es auch in der Autoindustrie, wo das Cabrio des Vorgängermodells noch gebaut wird, während die Limousinenversion schon eingestellt ist. Daher ist es jedenfalls plausibel, dass trotz Abnahme des W48 durch die Post immer noch W38 hergestellt und auch durch die Post in Verkehr gebracht wurden und auch, dass W38 als Nebenstellenapparate direkt in Privathand kamen.
Nun gibt es diese typischen Merkmale des W38, ihn sofort zu erkennen, was äußerlich die zweiteilige Einsprache, Messingschrauben auf der Bakelit-Klemmleiste und der Widerstand am Gabelumschalter sind; aber all das könnte auch - Hersteller würden das aus Gründen der Rationalisierung tun - an den W48 angepasst werden, so dass es möglich wäre, einen W38 mit "originaler" einteiliger Einsprache, Pertinax-Klemmleiste, Stahlschrauben und dem Widerstand am Kondensator, so dass es auf die inneren Werte ankommt, also dass er die veränderliche Leitungsnachbildung hat.

Worauf ich hinaus will:  Ich denke, es ist wesentlich verstrickter, als die "Legende" von der Abfolge der Telefonmodelle es darstellt, dass diese Abfolge gekennzeichnet ist durch harte Zäsuren. Zwischen der behördlichen Entscheidung, den W38 durch den W48 abzulösen und deren Durchsetzung, den Herstellern nur noch W48 abzunehmen, dürften einige Jahre gelegen haben - Auch wenn man bedenkt, dass die Post mit den Herstellern Abnahmeverträge über größere Stückzahlen ja nicht gleichzeitig, sondern bedarfs- und kapazitätenorientiert geschlossen hatte.
Dadurch ergibt sich eben die Frage, auf welches Herstellungsdatum der jüngste westdeutsche W38 lautet.  E4 bzw. April 1949 ist schonmal ein Anfang des Weges, der wahrscheinlich nie zum Ziel führen kann, weil wir ja keinen Überblick über alle existierenden Geräte haben können. Aber die Diskussion, wann wird der Apparat zu dem, was er sein soll, finde ich eben spannend. Der erwähnte W28, der zerpflückt und in ein W48-Gehäuse gesteckt wurde (wohl eher Produkt der Mängelwirtschaft), ist nach meinem Empfinden immer noch ein W28, weil das wesentliche des Apparates eben durch die Schaltung bestimmt wird, weil die auch am schwierigsten zu ändern ist. Und wenn ich da den W38/48 betrachte, dann ist der Unterschied die fehlende veränderliche Leitungsnachbildung beim letzteren und das wars. Alles andere ist dann eine Frage danach, welche Teile der Hersteller gerade in seiner Kiste hat. Und dass Siemens auch noch für den W48 (bzw. für den 9 Fg tist 5b) es angeboten hatte, den Hörer mit zweiteiliger Einsprache ab Werk auszuliefern, ist mir ziemlich sicher.

Jetzt wurde es ein sehr langer Post, bitte verzeiht...

Norbert A.
nobby.agmx.de
(Mailadresse bestätigt)

  13.01.2021

Hallöchen,
nach dem letzten Krieg gab es wegen Materialmangel so einige kuriose Zusammenstellungen. Da kam auch nicht selten mal ein Modell 36 ans öffentliche Postnetz, obwohl dieses von der Reichspost nie eine Zulassung bekam. Es ging darum: Hauptsache irgendwie ein funktionsfähiger Apparat. W38 aus Vorkriegszeiten sind selten, ich selbst hatte nie einen in der Hand.

Die W38 ab 1945 dürften in etwa von 1946 bis ca. 1950 datiert sein, vor Gründung der Deutschen Bundespost im Westen. Das Innenleben des W38 unterscheidet sich nicht großartig vom W48.

Gruß, Nobby
Volkmar
adminkommoss.com
(Mailadresse bestätigt)

  13.01.2021

Also ich habe hier ein unverbasteltes W38 von der Post (West) 9Fg SK Tif 242 a/N/II 11E4, gestempelt "W38" "April 1949", eingeschlagen "Post", sogar mit mit Lack überstrichen, damit es nicht rostet. Einteilige Einsprache mit 22 Löchern, geflochtenes Hörerkabel aus Stoff, Bakelit-Gehäuseausgänge (einteilig).
Die Schraube der Fingerlochscheibe ist klein und aus Metall (wie beim W28), nicht die übliche Bakelit-Sechskantschraube. Die Ziffernscheibe hat auffallend schlanke Zahlen.
Auf dem Flohmarkt habe ich die letzten beiden Bilder gemacht, habe das W38 aber nicht gekauft.






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