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Kategorie: > Telefone bis 1930
Candlestick Probleme mit den Ziffern 0 und 9
ferdinandfloh
(Mailadresse bestätigt)

  12.05.2021

Liebe Experten,
Meine Kenntnisse betreffend der Telefonie und dessen Apparate halten sich sehr stark in Grenzen.
Deshalb meldete ich mich in diesem Forum an, in der Hoffnung, dass mir jemand weiterhelfen kann.

Vor ein paar Wochen kaufte ich mir ein altes Telefon. Leider fand ich im Internet nur heraus, dass solche Telefone «Candlestick» genannt werden. Den deutschen Namen dafür fand ich aber nicht.

Zu meinem Problem: Das Telefon war bereits mit einem RJ11-Stecker ausgestattet. Beim Einstecken in den Router hatte ich ein Freizeichen und darauf anrufen konnte ich auch. Was natürlich nicht ging, war Raustelefonieren. Deshalb legte ich mir den «Reiner IWV/MFV Konverter» zu.

Nun ist der Konverter zwischen Telefon und Router angeschlossen und es funktioniert so weit, dass ich alle Ziffern von Eins bis Acht mit anschliessendem Bestätigungston wählen kann. Bei einer Null oder Neun, höre ich zwar wie der Freizeichen – wie bei den anderen Ziffern- durch ein Rattern im Hörer unterbrochen wird, jedoch erscheint danach wieder das Freizeichen anstelle der Bestätigung.

Das Telefon habe ich bereits aufgeschraubt, um es vorsichtig zu Reinigen und sehe auch keine Schäden, jedoch verstehe ich den ganzen Vorgang zu wenig um bei der Problemlösung voran zu kommen. Weiss jemand an was das liegen kann? Wo ich weitersuchen muss?

Besten Dank im Voraus

PS.: Versuche noch Bilder nachzuliefern und bin sehr gespannt, was ihr mir sonst noch für Informationen betreffend dem Gerät geben könnt.





Anzahl der unterhalb stehenden Antworten: 10
countryman
ackersmanngmx.net
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von ferdinandfloh vom 13.05.2021!  Zum Bezugstext

Der Nummernschalter ist die ganze Einheit die man gemeinhin als Wählscheibe bezeichnet, mitsamt Mechanik und Kontakten.
Das ist in der Tat ein Souvenir- oder Nostalgiegerät welches hergestellt wurde nachdem Candlesticks längst außer Gebrauch waren. Nicht selten wurden allerdings Nummernschalter aus ausgemusterten Apparaten recycelt. So etwas verkaufte sich ab den späten 70er bis in die 90er Jahre. Dein Apparat hat eine Aufschrift mit Bezug auf Großbritannien. Dort gab es meine ich mal eine offizielle Jubiläumsauflage. Allerdings sahen die anders aus.

Ab ca. 1930 setzten sich auch in Amerika Handapparate (Fernhörer und Mikrofon kombiniert) durch. Mitte der 1930er erschien das Modell Western Electric 302 welches die Candlesticks ziemlich alt aussehen ließ, zumal diese ja noch einen Beikasten benötigten. Original war da kein Wecker drin. Auch der für Fernverkehr nötige Übertrager war im Beikasten. Die Candlesticks wurden dann recht schnell ausgemustert, zumal etliche keine Wählscheibe hatten sondern für Handvermittlung vorgesehen waren.

@ Thomas, Danke für die Erklärung!
Thomas Göbel
thomas.goebelpriteg.de
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von countryman vom 13.05.2021!  Zum Bezugstext

Bei den „solid-back“-Mikrophonen hat man zwischen Stahlmembran und einem stabilen Metallbügel (solid-back) eine mit Kohlegries gefüllte Druckkapsel angeordnet. Mittels einer Schraube läßt sich die Vorspannung auf die Kapsel einstellen. Diese Anordnung hat sich in den USA im Fernverkehr (zunächst ohne Verstärkerämter) bewährt, wegen der relativ hohen erreichbaren Sendepegel. Auch in Frankreich wurden von der Fa. Wery Solid-Back-Mikrophone eingesetzt. Schließlich sind die Fernleitungen in Frankreich auch nicht gerade kurz...
ferdinandfloh
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von countryman vom 13.05.2021!  Zum Bezugstext

Besten Dank für deine Antwort und Hilfe!

Ich fasse kurz zusammen, dass ich es als Laie richtig interpretiere, was zu tun ist:
Sobald ich eine Ziffer wähle, sollten die vier abstehenden Kontakte zusammenkommen. Dafür biege ich sie sorgfältig etwas näher. Mit dem könnte ich das "Rattern" beim Wählen im Hörer beheben.

Welches Teil ist genau der "Nummernschalter"?

Es sieht im Innern leider sehr gebastelt aus. Mein Ziel wäre, es etwas professioneller umzusetzen und vor allem zum Funktionieren zu bringen.
Dass es ein Nachbau ist, habe ich bereits geahnt, als ich mich etwas schlau machte im Internet. Kann man es trotzdem in etwa datieren?
Muss ich mir vorstellen, es ist eine Art Souvenir, welches für die Nostalgie neu gebaut wurde, als diese Apparate längst ausserbetrieb waren, oder wurde es hergestellt, weil zum Herstellungszeitpunkt noch solche Telefone gewünscht wurden?
countryman
ackersmanngmx.net
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von ferdinandfloh vom 13.05.2021!  Zum Bezugstext

Das ist eine bewährte Bauart angelehnt an den Automatic Electric Typ 24. Die Kontakte im 2. Bild oben links sollten alle drei zusammen schließen sobald die Fingerlochscheibe aus der Ruhelage kommt, um die Leitung zum Hörer kurzzuschließen (wäre in der dt. Terminologie der nsa Kontakt). Es sieht aus als wären die Kontaktfedern recht weit auseinander gebogen, so dass das vielleicht nicht funktioniert.
Die vereinfachte Schaltung ohne Übertrager kann am Router durchaus funktionieren. Wenn du Anrufe annehmen kannst scheint ja alles richtig verdrahtet, obwohl da schon arg gebastelt wurde :-)

Der Nummernschalter sieht auch schmutzig und verharzt aus, probier mal Bremsenreiniger und anschließend etwas Feinöl (mit Zahnstocher an die Lagerstellen).
Es ist auf jeden Fall ein Nachbau und kein uraltes Gerät. Kann trotzdem Spaß machen.
ferdinandfloh
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021

Bin sehr positiv überrascht, wie schnell ich hier so viel Antworten bekomme. Herzlichen Dank!

Versuche noch Fotos vom Innenleben beizufügen.


Norbert A.
nobby.agmx.de
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von countryman vom 13.05.2021!  Zum Bezugstext

"Was bedeutet eigentlich die Bezeichnung solid back?"

Das kann man mit robust, stabil, belastbar übersetzen.


@ferdinandfloh
Das muß ein Problem mit dem Nummernschalter sein. Ich hatte vor langer Zeit mal so einen Apparat in der Hand, weiß aber die Konstruktion dieses Nummernschalters nicht mehr aus Stegreif. 0 und 9 sind Ziffern mit langem Weg. Bei nicht gleichmäßiger Ablaufgeschwindigkeit treten auch solche Wählprobleme auf.

Gruß, Nobby
Steffen Froeschle kinobauer.ch
kinobauerkinobauer.ch
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021

Hallo,

mach doch einfach mal Fotos vom Innenleben des Apparates, vielleicht sieht man da schon was, was zur Lösung des Problems beiträgt.

... wenn das die gute alte PTT wüsste, was da wieder an ihrem heiligen, ehrwürdigen Netz betrieben wird ... aber die gibt es ja nicht mehr ...

Viel Erfolg!
countryman
ackersmanngmx.net
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von Thomas Göbel vom 13.05.2021!  Zum Bezugstext

Was bedeutet eigentlich die Bezeichnung solid back? Endlich mal eine Gelegenheit nachzufragen ;-)

An den TE als Nachtrag, beim Wählen sollte man eigentlich kein Rattern im Hörer hören. Falls doch, deutet das auf ein Problem mit nicht richtig schließendem nsa-Kontakt (der während des Wählens den Hörer "dichtmacht"). Kontakte mal gesäubert mit zB Oszillin oder Tunerspray von Kontakt-Chemie? Sparsam auf einen Kartonstreifen sprühen und diesen durch die Kontakte ziehen. WD40 usw. ist dafür ungeeignet.

Thomas Göbel
thomas.goebelpriteg.de
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag von countryman vom 13.05.2021!  Zum Bezugstext

Der „Candlestick“ war in USA lange in Mode, weil - bedingt durch die Größe des Landes - an die Übertragungsparameter der Mikrophone hohe Anforderungen gestellt wurden und die Mikros daher entsprechend schwer bauten. Stichwort „solid-back“. Es war daher nahezu unmöglich, mit diesen Mikrophonen einen bequem zu handhabenden Handapparat zu bauen. Daher war der Candlestick die ideale Lösung: Das schwere Mikrophon fest am Apparat installiert, den Hörer in der Hand. Für all die Fälle, in denen man eine freie Hand zum Schreiben benötigte, nutzte man Kopfhörer. Für das Anhängen des Kopfhörers an den Candlestick gab es besondere Gabeln.

Der Fuld‘sche Nickelhochständer war übrigens kein echter Candlestick, weil er mit einem gewöhnlichen Handapparat ausgerüstet war. (Na, so gewöhnlich war der Handapparat auch wieder nicht, weil er mit einer Wulst ausgestattet war, die es erlaubte, ihn an die Gabel zu hängen...)

Die Franzosen nutzten ähnliche Bauformen gerne: Als „poste mobile“ und mit langer Anschlussschnur oder Steckdosenanlage konnten die Geräte in der ganzen Wohnung verwendet werden. Deshalb brauchten sie auch keinen Wecker (in Frankreich waren zentral montierte Wecker, z.B. im Hausflur, weit verbreitet).
countryman
ackersmanngmx.net
(Mailadresse bestätigt)

  13.05.2021

"Candlestick"-Apparate waren im anglophonen Raum sehr verbreitet, in Abwandlungen auch in Frankreich. Nach Deutschland und den Rest Europas hat die Bauart es nie geschafft. Sehr selten ist ein als "Nickelhochständer" bezeichneter Apparat von Fuld, Mitte der 1920er Jahre, und nur als Ausnahme zu nennen.
Da in den USA und Großbritannien die Candlesticks als Sinnbild des alten Telefons angesehen werden, gab es zahllose Neuauflagen in stark schwankender Qualität. Um die Herkunft deines Apparates näher zu bestimmen müsste man mehr Details auch vom Innenleben sehen.
Warum die 9 und die 0 vom Konverter nicht erkannt werden ist unklar, vielleicht ist der Ablauf des Nummernschalters allzu langsam. Die Konverter sind zwar deutlich toleranter als IWV-fähige Router, aber dennoch keine Garantie.
Auch hier würden Bilder helfen, von der Rückseite des Nummernschalters.
Wenn es sich um eine Metallausführung handelt kann man verharztes Fett vorsichtig! mit Bremsenreiniger entfernen und dann sehr sparsam mit Uhrenöl die Lager schmieren, aber kein Öl an den Fliehkraftregler gelagen lassen!



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